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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Page - 236 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I

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Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock236 Es handelt sich um Il figliuol prodigo von Pietro Monesio in der Vertonung von Leo- pold I. und Assalone punito von Vito Lepori mit der Musik von Ziani. Beinahe ebenso ungeklärt wie der Zeitpunkt der Aufführung bleibt im Moment noch die Frage, wie weit Monesio tatsächlich in Wien tätig ist oder nur von seinem Posten als Sekretär von Kardinal Maidalchini in Rom aus versucht, durch die Präsentation eines Huldi- gungsgedichtes auf Kaiserin Margarita Teresa 1667 eine Verpflichtung an den Kai- serhof zu erreichen. Der Stoff von Il figliuol prodigo489 stammt aus der schon im Theater der frühen Neuzeit sehr beliebten biblischen Parabel vom verlorenen Sohn (Lukas XV, 11–32), deren Tradition auf deutschen Bühnen bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts (Bur- kard Waldis: De parabell vam vorlorn Szohn, 1527. – Wilhelm Gnaphaeus: Acolastus De filio Prodigo Comoedia, 1529) einsetzt.490 Der Vater, zwei Freunde und drei Geschwis- ter warnen den mit seinem Stand unzufriedenen Sohn eindringlich vor den Versu- chungen der großen Welt, in der der Sohn Karriere machen möchte. Der Vater be- schwört dabei ausdrücklich die Gefahren des Hoflebens herauf, indem er einen noch heute in Italien weit verbreiteten Ausspruch (più fumo che arrosto – mehr Rauch als Braten) hier abwandelt: Figlio, la corte è un foco, ch’il suo caldo efficace a pochi solo compartir gli piace, ma poi con copia immensa a molti il suo gran fumo ogn’hor dispensa. Cangia, cangia parer, muta consiglio, tu precipiti, o figlio! (S. 50) Diese Warnung, die einen oben zitierten Vers aus Sbarras Il Lutto dell’Universo va- riiert, knüpft inhaltlich an die von Antonio de Guevara 1539 erstmals in Aviso de privados y doctrina de cortesanos ausgeprochene Kritik am neuzeitlichen Hof an, der eine dermassen Verderben bringende Stätte für das christliche Leben darstelle, dass der Autor resigniert die Abkehr vom humanistischen Ideal des Cortegiano fordert 489 Bletschacher (Rappresentazione sacra, S. 14) gibt 1663 als das in der Literatur verbreitete Jahr der Auf- führung an, ohne allerdings einen Beleg dafür zu liefern; Textedition S. 41–69. Das Werk ist in der prachtvoll gebundenen Mus. Hs. 16.866 überliefert; vgl. Josef Gmeiner: Die ,Schlafkammerbibliothek‘ Kaiser Leopolds I. In: Biblos 43.3–4 (1994), S. 199–212, Tafel 14–20; hier S. 202. 490 Vgl. Franz Spengler: Der verlorene Sohn im Drama des XVI. Jahrhunderts. Innsbruck 1888. – Adolf Schweckendiek: Bühnengeschichte des Verlorenen Sohnes in Deutschland. I. Teil (1527–1627). Leipzig 1930.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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