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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock252 1704 in Wien.507 Badia wird von Leopold I. so hoch geschätzt, dass 1694 eigens für ihn das Amt des ‚Hofcompositeurs‘ geschaffen wird. Am Karfreitag, den 9. April 1694, wird vor dem Hl. Grab in der Hofburgka- pelle Minatos Il libro con sette sigilli, scritto dentro, e fuori. Rappresentatione sacra in der Vertonung von Draghi und Leopold I. aufgeführt. Auch dieses, der Symbolik der Apokalypse gewidmete Werk Minatos setzt den beschriebenen Weg zu einer voll- kommenen Abstraktion in den Personifikationen fort. Die auftretenden Figuren verkörpern ausschließlich Seelenzustände (La Visione di S. Giouanni in Patmo – L’Amor di Christo Redentore – Il Dolor del Cuore, più addolarato d’ogni Cuore – La Pietà di chi diede il Velo, per coprire la Nudità di Christo in Croce – Lo Sguardo di Christo à Pietro – L’Ajuto del Cireneo à portar la Croce sù’l Calvario – L’Odio ingrato di Malco) und Symbole der Bedeutung der sieben Siegel der Of- fenbarung des Johannes. Am 4. November 1694 wird an einem nicht dokumentierten Ort vor dem Kaiser- hof L’Humiltà de’ Grandi nella solenne Festa di San Carlo Borromeo. Oratorio eines sonst unbekannten Francesco Bellaviti zum Fest des am 3. November 1584 verstorbenen und 1610 heilig gesprochenen Erzbischofs von Mailand, einer der Schlüsselfiguren der katholischen Gegenreformation, dargeboten. Die bei Hof bestehende Tradition der Inszenierung geistlicher Musikdramen zu den wichtigsten Feiertagen des liturgischen Kalenders erregt natürlich das Interesse und den Eifer zur Nachahmung in den Klöstern, Kirchen und Privatkapellen des Adels. Diese Darbietungen außerhalb des Kaiserhofs sind bisher sicher nur unzu- reichend erforscht. Allerdings kann man davon ausgehen, dass Aufführungen von Werken in italienischer Sprache dabei die große Ausnahme bilden, welche nur un- ter besonderen Bedingungen (spezifische Mäzene, Widmungsträger oder Besucher) zum Einsatz kommen. In der Regel handelt es sich wohl um Libretti in lateinischer bzw. örtlicher Volkssprache. Umso bemerkenswerter scheinen daher die wenigen dokumentierten Fälle: 1694 erscheint in Wien bei Johann van Ghelen das Libretto Gli infermi risanati dal Redentore. Sacro componimento von Marco Antonio Signorini, dem Leibarzt von Leopold I. Dieses Werk wird in der Vertonung der Augustiner-Chorfrau Maria Anna von Raschenau sehr wahrscheinlich in der Fastenzeit 1694 im Jakoberklo- ster in Wien aufgeführt, d.h. dem im Bereich der heutigen Jakobergasse im ersten Bezirk seit dem Mittelalter bestehenden, 1783 aufgehobenen und 1909 komplett abgebrochenen Augustiner-Chorfrauenkloster St. Jakob auf der Hülben, dessen Kir- 507 Stadtarchiv Wien, Totenprotokolle 1704; vgl. Jekl: Die Italiener in Wien, S. 11.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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