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Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im
Barock268
letzte Szene dieser burlesken Oper über die Jägerin Venus spielt in einem Wein-
keller, wo in einem Trinklied die Tiroler Weine aus Trient, Tramin, Gries, Bozen
und Brixen besungen werden. Vor dem Tanz der Betrunkenen verfallen die Fi-
guren in einen bacchantischen Taumel:
Come giran queste grotte?
È di notte
Che fà sonno?
Gl’occhi regger non si ponno,
Cadon giù;
Ne men io mi reggo più;
E chi può tenersi in piè;
Evohè, evohè.
Im Juni 1662 werden anlässlich des zweiten Besuchs von Christine von Schweden
La magnanimità d’Alessandro,534 1663 schließlich zum Regierungsantritt von Sig-
mund Franz Il Tributo de gl’Elementi. Idillio musicale, jeweils von Sbarra und Cesti,
aufgeführt. Die für die Hochzeit des Erzherzogs im Juni 1665 von Leopoldo de’
Medici in Auftrag gegebene Oper La Semirami kommt wegen dessen plötzlichen
Todes nicht zur Auführung, doch Cesti wird von Leopold I. als Operintendant (In-
tendente delle musiche teatrali) an den Hof nach Wien berufen, wo die Oper 1667
zum Geburtstag des Kaisers gespielt wird.
Am Kaiserhof in Prag wird im Fasching 1617 ein Ballett inszeniert, dessen
Vorbild ohne Zweifel in Monteverdis Il ballo delle ingrate (1608, Libretto von
Ottavio Rinuccini) zu suchen ist, womit sich erneut die entscheidende Rolle der
von Mantua ausgehenden Rezeptionslinie zeigt. Dieses von Giovanni Vincenzo
d’Arco († 1621) konzipierte Phasma Dionysiacum Pragense besteht aus figurativen
Tänzen vor einem Bühnenbild, dessen allegorische Szenen durch einen rezitier-
ten lateinischen Text erläutert werden. Am Schluss erscheint nach den göttlichen
Figuren auch die Personifikation des Ruhmes des unüberwindlichen Hauses Ös-
terreich und die Namen von Matthias und seiner Frau Anna (1585–1618) werden
als leuchtendes Gestirn in den Himmel geschrieben. Finanziert wird das Phasma
Dionysiacum von Wilhelm Slavata von Chlum und Koschumberg (Vilém Slava-
ta z Chlumu a Košumberka, 1572–1652), einem der drei 1618 aus dem Fenster
der Prager Burg gestürzten kaiserlichen Beamten, der 1617 an dem tänzerischen
534 1681 zum Namenstag von Leopold I. in Innsbruck wieder gespielt.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549