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335Opern
zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus
sonenbezogenen Daten die herausragenden Qualitäten der Mäzene glorifizieren.
Dabei ist die enkomiastische Funktion kein Nebeneffekt, sondern erklärte Absicht
und Zielsetzung des jeweiligen Werkes. Neben den großen kommen natürlich auch
kleiner dimensionierte Gattungen zum Einsatz, wie sie in ähnlicher Weise auch Per-
sonen geringeren Standes aus dem Umfeld der Autoren oft zuteil werden, wobei
speziell die imitativen Techniken des Petrarkismus dies ebenso den poetischen Ama-
teuren erschlossen haben. In einer solchen dilettierenden Manier verfasst z.B. Ferdi-
nando Francesco d’Austria, d.h. Erzherzog Ferdinand V. von Österreich (1633–54),
der älteste Sohn von Kaiser Ferdinand III. und Bruder des späteren Leopold I., sein
mythologisches Gedicht Il Ballo d’Apolline e Marte. Genetliaco nel giorno natale di […]
Maria Anna d’Austria. Das ohne Jahreszahl in Wien veröffentlichte Werk ist seiner
im Titel genannten Schwester Maria Anna (1635–96) gewidmet, der Tochter von
Ferdinand III. und Maria Anna von Spanien, die 1649 die zweite Gemahlin von Phi-
lipp IV. von Spanien wird, woraus sich eine Drucklegung vor diesem Datum ergibt,
da sonst ihr neuer Rang ohne Zweifel genannt wäre.
Wesentlich prächtiger, weil zur Gänze auf die öffentliche Repräsentation ausge-
richtet, fallen die literarischen Beiträge zu den höfischen Festen aus, denn sie fungie-
ren ja als künstlerischer Spiegel für die sich selbst inszenierende Gruppe, welcher die
gefeierte Person in herausragender Position angehört. Die Libretti zu den Geburts-
und Namenstagen des österreichischen Kaiserhauses gehen aber in formaler und
inhaltlicher Sicht über die bereits beschriebenen Werke des Musiktheaters hinaus.
Auf der formalen Ebene deshalb, weil der Rahmen für die Aufführung öffentlicher
und prächtiger ausfällt, als dies bei den musikalischen Festen oder den Faschings-
opern der Fall ist; bezüglich des Inhaltes deshalb, weil die verarbeiteten Stoffe in
ihrem Gehalt ernsthafter und die Motive in ihren technischen Details spektakulärer
gewählt werden, um derart die Bedeutung des Ereignisses hervorzuheben.
In den Anfängen der Festkultur am Wiener Kaiserhof unter Ferdinand II. und
seiner zweiten Gemahlin Eleonora finden sich daher unter den ersten Festen mu-
siktheatralischen Charakters sogleich zwei Geburtstagsopern. Am 9. Juli 1633 wird
Il Sidonio, tragicomedia in drei Akten mit Prolog von Urbano Giorgi mit der Musik
von Lodovico Bartolaia im zwei Jahre zuvor errichteten großen Saal der Hofburg
aufgeführt. Das Titelblatt des Druckes weist bereits auf alljährliche Feiern zum Ge-
burtstag des Kaisers hin, obwohl der Spielplan597 bis dahin nur für das Jahr 1631 eine
derartige Aufführung mit Musik und Ballett verzeichnet:
597 Vgl. Seifert: Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 435.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549