Page - 336 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Image of the Page - 336 -
Text of the Page - 336 -
Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im
Barock336
IL SIDONIO| TRAGICOMEDIA| DI| VRBANO GIORGI,| Nell’Accademia
de Signori Humoristi| di Roma detto l’Acuto. | RAPPRESENTATA IN MVSICA
NELLA| GRAN SALA DELL’IMPERIAL PALAGGIO| DI VIENNA, LI IX.
LVGLIO, M. DC. XXXIII.| NELLE SOLENNI FESTE| SOLITE A CELE-
BRARSI OGNI| ANNO PER LA NASCITA DEL-|LA MAESTA| DI| FER-
DINANDO| SECONDO.| SEMPRE FELICE, SEMPRE GIVSTO,| SEMPRE
PIO.| PER COMMANDAMENTO DELLA| SACRA CES: MAESTA DEL-
L’|IMPERATRICE.
Die im höfischen Milieu des östlichen Mittelmeers (In Pafo Città di Cipro) angesie-
delte Handlung kreist um die tragische Liebesgeschichte von Sidonio Principe de Fe-
nici, der unsterblich verliebt ist in die Prinzessin Dorisbe, Tochter von Argene Regina
di Cipro, deren Gemahl Morasto er in einer Schlacht getötet hat. Als sich Mutter
und Tochter zum alljährlichen Racheopfer begeben, schleicht sich Sidonio unter dem
falschen Namen Cloridoro in die Umgebung der Prinzessin ein, welche demjenigen
zur Frau versprochen ist, der ihr den Kopf des Mörders ihres Vaters bringt. Nach
zahlreichen Verwicklungen rund um einen angeblich im Garten vergrabenen Schatz,
dessen Stücke der Gärtner Herbosco und seine etwas naive Frau Grisa der Prinzessin
als Geschenke Cloridoros überbringen, gibt sich Sidonio schließlich zu erkennen und
vertraut auf die Macht der Liebe. Wie es am Ende des Argomento heißt:
Cloridoro impetrata gratia d’esser inteso avanti i Giudici, rammentando à la
Regina il voto solito á farsi da lei alla Dea della Vendetta di dar per moglie la
Principessa á colui, che l’havesse presentato l’odiato capo di Sidonio, si scuopre
egli esser l’occisor di Morasto. Arrivati in questo mentre gli Ambasciadori
del Ré di Fenicia suo Padre alla Regina, et addimandatoli pace, e parentela,
Condescende all’uno, e l’altro, e á prieghi di tutti i suoi Cittadini, e della Corte,
congiunge la Principessa Dorisbe con felice nodo di Matrimonio, al tanto amato,
quanto prima odiato Principe de Fenici.
Die mit 18 Einzelpartien, zwei Personengruppen und fünf Chören personell
ungeheuer reichhaltig ausgestattete Aufführung, in welcher der Komponist
Bartolaia auch die Titelpartie singt, endet mit einem Tanz der Schäfer und
Nymphen unter der Leitung des Gottes Pan. Sidonio scheint im 17. Jahrhundert
ein gerne gewählter Name für einen standhaften Liebhaber aus dem östlichen
Mittelmeer (bevorzugt eben aus der Stadt Sidon) zu werden, wie die folgenden Titel
zeigen, die nichts mit Giorgis Libretto zu tun haben: Sidonio e Dorisbe von Francesco
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549