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339Opern
zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus
Sacra Cesarea Real Maesta| DI| LEONORA GONZAGA,| IMPERATRICE.|
INVENTIONE DRAMATICA DI AVRELIO AVRELI.| IN VIENNA,| Per
GIOVANNI GIACOMO KÜRNER, l’Anno 1659.
Es handelt sich um ein allegorisches Libretto, in welchem Merito, Honore und
Virtù ihre Beziehungen zueinander besprechen und ihre glückliche Vereinigung in
der Kriegstugend feiern. Die drei Balletteinlagen von Ventura schließen mit einem
Auftritt von Erzherzog Karl Joseph, dem zehnjährigen Bruder des Kaisers, und fünf
weiteren Mitgliedern des Hofes.
Wesentlich prunkvoller fällt die Geburtstagsfeier für Kaiserin-Witwe Eleonora am
30. Dezember aus. Am späten Nachmittag beginnt im Hoftheater die angeblich bis zu
sechs Stunden dauernde Aufführung von Giovanni Francesco Marcellos Il Pelope geloso.
Inventione drammatica mit der Musik eines unbekannten Komponisten. Auf dem Titel-
blatt des aufwändigen Druckes von 1660 mit elf Kupferstichen der Bühnenbilder Bur-
nacinis bezeichnet sich der Autor als venezianischer Bürger und scheint das Werk auch
aus seiner Heimatstadt nach Wien gesandt zu haben, denn die Widmung ist datiert
mit „Venetia li 10 Settembre, 1659.“ Nach einem Prolog schildern die drei Akte mit
zwei Balletten Venturas die Verwicklungen um die arkadische Prinzessin Hipo damia,
welche dem Sieger eines Wagenrennens zur Frau versprochen wird. Das Grundgerüst
der Handlung, in der Pelope nur mit Hilfe des Wagenlenkers seines Gegners Enomao
siegt, bezieht der völlig unbekannte Autor laut eigener Aussage von dem acht Jahre
zuvor verstorbenen Giacinto Andrea Cicognini. Marcello konzentriert sich in seiner
Umsetzung dieses Gerüsts auf die leidenschaftlichen Konflikte, vor allem auf die ge-
rechte Bestrafung des betrügerischen Pelope durch die ihn verzehrende Eifersucht.
Wie es gegen Ende der Dilucidatione dell’opera heißt: „Che Pelope viuesse geloso della
moglie, havendola posseduta con gl’inganni, senza segno d’affetto.“
Erst am 9. Juni 1661 folgt die nächste Geburtstagsoper am Kaiserhof, nämlich
L’Almonte per musica, ein Componimento dramatico von Antonio Draghi in der Vertonung
von Tricarico. Der Ausgangspunkt dieser Oper in drei Akten mit Prolog und Licenza,
die mit drei Balletteinlagen von Ventura und Bühnenmaschinen von Burnacini in der
Favorita aufgeführt wird, ist das Duell eines athenischen Prinzen mit Almonte Prencipe
di Creta. Dem unterlegenen Athener entfällt bei seinem Tod das Portrait seiner Schwes-
ter Rosilda, für die Almonte sofort in zügelloser Leidenschaft entbrennt. Trotz des aus-
gebrochenen Krieges begibt er sich unter dem Namen Ramiro mit seinem Begleiter
Pallante und seinem komischen Diener Gelone600 nach Athen, um Rosilda zu erobern.
600 Vgl. den Abschnitt über Commedia dell’arte im Musiktheater.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549