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363Opern
zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus
sich selbst. Kaiser Ottone verliebt sich in Baldracca, ein Mädchen niedriger Her-
kunft, das ihm jedoch widersteht und welches er schließlich reich beschenkt mit ei-
nem Höfling verheiratet. Diese Liebesgeschichte wird mit einer Verschwörung des
jüngeren Bruders von Ottone, Henrico, verflochten, nach deren Aufdeckung sich
Ottone ebenso großmütig zeigt wie im privaten Bereich gegenüber Baldracca. Die
Licenza der allegorischen Figuren (Il Piacere – Il Canto – Il Ballo) schließt an die
freudige Versöhnung am Hofe Ottones an und besingt die Kaiserin.
Mit beträchtlicher Verspätung wird am 30. Juni 1681 der Geburtstag des Kaisers
mit der Aufführung von Minatos Temistocle in Persia. Drama per musica in drei Akten
mit Licenza in der Vertonung von Draghi, Leopold I. und Andreas Anton Schmelzer
mit drei Balletteinlagen von D. Ventura in sieben Bühnenbildern von Burnacini in
Wiener Neustadt gefeiert. Der Stoff, das notwendige Opfer für das Vaterland, wird
illustriert an der Figur von Temistocle, der sich zu Unrecht des Verrats verdächtigt
und daher aus Athen verbannt am Hof des persischen Königs Xerse befindet, gegen
den er früher Krieg geführt hat und der nun vorhat, nochmals gegen Griechenland
zu ziehen. Obwohl ihn das eigene Vaterland schmählich behandelt hat, zwingt Temi-
stocle Xerse den Schwur ab, Athen nicht anzugreifen, und vergiftet sich dann selbst
in einer Opferzeremonie, um damit Xerse zumindest moralisch am Krieg zu hin-
dern. Davor kommt es zusätzlich zu einer privaten Rivalität zwischen Xerse und Te-
mistocle um die Liebe von Cleomira, auf welche Temistocle im Angesicht des Todes
verzichtet. Im Schlussballett würdigen dann allegorische Figuren die vorbildliche
Haltung von Temistocle.
Am 15. Januar 1682 wird zum Geburtstag der Kaiserin im Saal der Hofburg Mi-
natos Gli stratagemi di Biante. Drama per musica in drei Akten mit Licenza in der
Vertonung von Draghi, Leopold I. und A. A. Schmelzer mit drei Balletteinlagen
von D. Ventura in sechs Bühnenbildern von Burnacini aufgeführt. Das Thema der
Herrschertugenden wird hier am Beispiel der aus Valerius Maximus (Facta et dicta
memorabilia VII,2, ext. 3) entnommenen Figur des griechischen Tyrannen Bias, ei-
nes der sieben Weisen, abgehandelt. Der in der jonischen Stadt Priene herrschende
Biante besiegt die gegen seine Stadt vorrückenden Messenier und schickt als Beweis
für seine ungewöhnlichen Tugenden auch zwei gefangene Messenierinnen unbe-
rührt nach Hause zurück, obwohl er und sein General in diese verliebt sind. Bei der
darauf folgenden Belagerung der Stadt durch die Armee des lydischen Königs Ha-
liatte täuscht er so große Vorräte vor, dass es ihm gelingt, einen Waffenstillstand zu
erreichen. Indem er die Unterhändler zu sich einlädt, kann er sie ebenso erfolgreich
über den Zustand der Stadt in die Irre führen, so dass schließlich die Feinde bedin-
gungslos abziehen.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549