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473Pietro
Metastasio – der Hofdichter als Monument
descendant de la vertu, assimilé à celui de l’acqua qui aurait aussi dissetato tous
ceux qui étaient loin de la fonte, située au centre de la Cour impériale.796
Dieser Metaphotik entsprechend beglücken die Gestirne der Austria felix in der Li-
cenza von Ciro riconosciuto (1736) die Welt mit ihrem wohltätigen Licht:
Astro felice, ah! splendi
Sempre benigno a noi:
Rendan gl’influssi tuoi
Lieta la terra e il mar. (Bd. 1, S. 864)
Vor allem aber in den geistlichen Libretti tritt diese Idee des Lichtes als Trägerin
der göttlichen Wahrheit und Gnade zutage, wie die oben die zitierte Passage aus
Sant’Elena al calvario oder auch Zenos Tobia (1720) illustrieren. Seinen Höhepunkt
findet dieses Motiv in einer Passage von La passione di Gesù Cristo (1730), wo die un-
vollkommene Erkenntnis der Wahrheit eindeutig den mangelnden Fähigkeiten des
menschlichen Geistes und seinen daraus resultierenden Fehlleistungen zugespro-
chen wird:
Se la pupilla inferma
Non può fissarsi al sole,
Colpa del sol non è.
Colpa è di chi non vede,
Ma crede in ogni oggetto
Quell’ombra, quel difetto,
Che non conosce in sé. (Bd. 2, S. 560)
Daher erschließt sich in so vielen Libretti Metastasios nicht nur die philosophische
Aussage erst nach und nach dem Publikum, sondern ebenso erkennen sich die Figu-
ren oft in ihrer Abstammung oder ihrer wahren Position selbst bzw. die Zuschauer
erkennen sie nur schrittweise wieder, wie sich das schon in einigen Titeln manife-
stiert: Giuseppe riconosciuto (1733), Ciro riconosciuto (1736) und La Semiramide ricono-
sciuta (1743 bzw. 1748). In Anlehnung an die platonische Philosophie ist Dichtung
für Metastasio daher nicht Nachahmung der Wirklichkeit, sondern deren gelenkte
Spiegelung: Die dichterischen Werke sollen jene Wahrheit ausstrahlen, deren volles
796 Sala Di Felice: Métastase poète ‚impérial‘, S. 160f.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549