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495Von
Metastasio zu Goldoni
Aufführung bringt, bevor er 1751 als Hofdichter nach Dresden, Berlin, München
und schließlich Stuttgart geht.830 Kaum mehr aktiv ist nach 1740 Giovanni Claudio
Pasquini, dessen letztes Werk in Wien, Leucippo. Favola pastorale per musica, in der
Vertonung von Hasse am 8. September 1748 erstmals aufgeführt, am 16. September
des selben Jahres und am 13. November 1749 wiederholt wird.
Die nun einer breiteren Öffentlichkeit zugänglichen Bühnen, welche dem Hof
für gewisse Festvorstellungen mit gesonderter Finanzierung reserviert werden,
greifen in ihren Programmen auf einen internationalen, vorwiegend italienischen
Spielplan zurück, dessen Werke in mehr oder weniger adaptierter Form (Textbe-
arbeitungen, Einlagearien, teilweise Neuvertonungen) übernommen werden. Da-
durch kehrt sich das Verhältnis zwischen lokaler Produktion und Import von Li-
bretti vollkommen um: Wurden im 17. Jahrhundert beinahe zur Gänze und in der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum überwiegenden Teil Libretti und deren Ver-
tonungen zur Aufführung gebracht, die ausdrücklich für Wien entstanden waren, so
werden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die meisten Libretti und vielfach
auch die Musik von anderen Spielstätten importiert. Das zeigt sich z.B. deutlich im
Jahr 1746, in dem neben Metastasios Libretti und einer Wiederaufnahme von Zenos
Gianguir erstmals in Wien das 1733 in Neapel uraufgeführte und für die Entwick-
lung der komischen Oper entscheidende Intermezzo La serva padrona von Gennaro
Antonio Federico (vor 1705–~1744) mit der Musik von Giovanni Battista Pergolesi
(1710–36) zu hören ist. Den Spielplan dieses Jahres dominiert allerdings Antonio
Salvi mit L’Arsace am 21. April und Ariodante, vielleicht mit der Musik von Wagen-
seil, am 15. Mai zum Geburtstag von Maria Theresia. Diese Präsenz Salvis setzt sich
fort am 13. Mai 1747 mit Arminio. Dramma per musica in der Vertonung von Hasse.
Am 5. Oktober 1747 hingegen wird zum Namenstag des Kaisers Tito Manlio.
Dramma per musica des völlig unbekannten Gaetano Roccaforte dargeboten. Am 26.
Juni 1748 kommt in Schönbrunn mit Il protettore alla moda. Dramma giocoso per mu-
sica des bereits erwähnten Buini in der Vertonung von Galuppi wieder ein aus Italien
importiertes Musikdrama zum Einsatz. Das als Chi non fa non falla. Divertimento co-
mico mit unbekannter Musik erstmals 1729 in Bologna gespielte Werk ist in dieser
Version bereits 1747 in Venedig uraufgeführt worden.
Die überwiegende Anzahl der importierten Libretti und der dazu gehörigen
Kompositionen stammt aus Venedig, dem europäischen Zentrum des musikalischen
Unterhaltungstheaters. Das betrifft etwa Pietro Chiari, dessen bereits erwähntes
830 Die 1731 in Kremsier oder Olmütz in der Vertonung von Francesco Peli gespielte Azione sacra per musica
L’ultima persecuzione di Saule contro Davidde stammt wohl auf Grund der biographischen Daten eher von
Girolamo Tagliazucchi (1674–1751).
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549