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Die Verbreitung der italienischen
Literatur546
deren ca. 15.000 Bände rund ein Sechstel des bereits existierenden Bestandes aus-
machen.955
Unter Peter Lambeck (1628–80) werden die Handschriften in einer eigenen
Sammlung katalogisiert und kostbare Bestände aus habsburgischen Nebenresiden-
zen (Graz und Innsbruck) eingegliedert. Mit der oben bereits erwähnten Bestellung
von Giovanni Battista Gentilotti, sowie Pio Niccolò Garelli und Alessandro Riccardi
bekommt die inzwischen auf über 100.000 Bände angewachsene Sammlung unter
Karl VI. eine neue Organisationsstruktur und wird in ihrer Bedeutung durch den
Bau eines eigenen Gebäudes 1722–26 durch Johann Bernhard und Joseph Emanuel
Fischer von Erlach unterstrichen. Ende des 18. Jahrhunderts umfasst die mittlerweile
u.a. durch den Ankauf der großartigen Sammlung von Prinz Eugen956 bereicherte
Sammlung ca. 170.000 Bände. Welchen Anteil allerdings die italienischen Titel – spe-
ziell die in Österreich verfassten und gedruckten – daran haben, ist nicht bekannt.
Ebenso wenige Informationen gibt es bezüglich einzelner Fürstenbibliotheken,
deren Zusammensetzung im Licht der dynastischen Verbindungen und der offiziellen
Positionen, die die verschiedenen Vertreter dieser Familien innehaben, von höchstem
Interesse wäre. In diesem Bereich wäre eine systematische Erschließung der Bestände
äußerst wünschenswert. Die wenigen Einzeluntersuchungen, die bisher vorliegen,
zeigen jedenfalls einen erwartungsgemäß hohen Anteil an italienischen Titeln in
den provinzadeligen Büchersammlungen mittlerer Größe (500–1.000 Titel). In dem
1662 angelegten Katalog der Bibliothek von Nikolaus Zrínyi auf Schloss Tschaka-
turn (Csáktornya) gibt es eine Abteilung Poetae Itali, die vorwiegend zeitgenössische
Werke enthält, wie z.B. Torquato Tassos Il Goffredo, Overo Gierusalemme liberata mit
den Kommentaren von Orazio Ariosti und der Fortsetzung von Camillo Camilli in
einem Druck aus Amsterdam 1652. Nach Latein ist Italienisch die wichtigsten Spra-
che in dieser Bibliothek, deren Bände zu mehr als einem Drittel aus Italien stammen:
Die meisten im Bestand der Zrínyiana befindlichen Bücher sind in Italien (etwa
38%, davon mehr als 68% in Venedig), des weiteren in Deutschland (etwa
22%) sowie in Österreich (4,52%) erschienen. Mehr als die Hälfte der hier
gesammelten Bücher sind in Latein verfasst, ein Drittel machen die Bücher
in italienischer Sprache aus, und die restlichen Bücher sind in französischer,
955 Vgl. Alfred Noe: Die Präsenz der romanischen Literaturen in der 1655 nach Wien verkauften Fugger-
bibliothek. 1. Band: Diplomatische Ausgabe des Codex 12579 der Österreichischen Nationalbibliothek
(Mauchter-Katalog). – 2. Band: Rekonstruktion und Analyse des Bestandes (ohne Musicales). – 3. Band:
Die romanischen Texte der Musicales. Amsterdam 1994–97.
956 Vgl. Bibliotheca Eugeniana. Die Sammlungen des Prinzen Eugen von Savoyen. Ausstellung im Prunksaal
der Österreichischen Nationalbibliothek. Wien 1986.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549