Page - 9 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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Einleitung
Die vorliegende Untersuchung verdankt ihre Entstehung einem vielfältig strukturier-
ten wissenschaftlichen Interesse und einer höchst erfreulichen Kooperation zwischen
einer Vertreterin und zwei Vertretern von Archäologie und Geschichtsforschung : Sie
verknüpft
– Tendenzen der modernen Historiografie miteinander, darunter insbesondere solche
des »pictorial« wie des »spatial turn« der Geisteswissenschaften,1 sie ist
– von der weit über die Kreise der Wissenschaft hinausgehenden Faszination be-
stimmt, die frühe Zeugnisse kartografischen Schaffens ausüben, und sie nimmt
– mit dem Angelpunkt der Entwicklung Wiens zu einer Festungsstadt den größten
Transformationsprozess in den Blick, den die habsburgische Residenzstadt in ihrer
Entwicklung bis weit in die frühe Neuzeit hinein erlebt hat.
Die Umgestaltung der mittelalterlichen Stadtmauern Wiens und die Errichtung des Bas-
tionengürtels haben unzweifelhaft als bestimmende Faktoren in der urbanistischen Ent-
wicklung der habsburgischen Residenzstadt an der Donau während der frühen Neuzeit
zu gelten. Nicht zuletzt die Forschung der jüngsten Vergangenheit hat deutlich gemacht,
dass die neuen, geradezu revolutionären Herausforderungen an die Belagerungstechnik
unter Verwendung von Artillerie an die Verteidigung wie auch die für die frühe Neuzeit
markante Leidenschaft für die Geometrie eine ganz ausgeprägte Form von architekto-
nisch-planerischer Stadtentwicklung, einen regelrechten Urbanismus hervorrief.2
Die zentralen Quellen dieser Studie sind drei undatierte Pläne von Wien, die in
sogenannten »Angielini«3-Atlanten überliefert sind.4 Wir sprechen im vorliegenden
1 Hinweise zu den beiden genannten »turns« finden sich bei Opll, Vorwort, XIII–XVII, und bei Joha-
nek, Bild und Wahrnehmung, 1–23.
2 Pollak, Cities at war, 1 : »The revolutionary and new demands of artillery siege warfare, and the passion
for geometric order, created a distinct kind of urbanism in the seventeenth century whose influence was
felt for centuries afterward.« – Pollaks Bemerkung, dies ließe sich erst ab dem 17. Jh. feststellen, ist an-
gesichts der Ausführungen in der vorliegenden Studie jedenfalls zu hinterfragen.
3 An dieser Stelle einige grundsätzliche Bemerkungen zu den Schreibweisen : Wir halten gegen Török,
Fortification Atlases, 81 Anm. 1, an der Form Angielini (nicht, wie es im heutigen Italienisch zweifellos
richtiger wäre : Angelini) fest, weil diese Form in Autografen des Nicolò Angielini (siehe dazu unten
S. 30f. mit Anmm. 44, 46 und 47, sowie auch Pálffy, Anfänge, 28 mit Anm. 79) fassbar ist ; Natale
verwendete allerdings die Form Angelini (unten S. 27, Abb. 2).
4 Wir wissen von fünf »Angielini«-Atlanten, von denen einer allerdings lediglich eine zeitnahe Kopie
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499