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176 | Heike Krause
deskriptiv als auch in einer detaillierten Abbildung vor (Abb. 24).176 Es blieb in seiner
ursprünglichen Form bis auf kleine Veränderungen bis zu seinem Abbruch erhalten. Eine
von Albert Camesina erstellte Plankopie von 1879 illustriert den Stand der Arbeiten im
Bereich des Stubentores im Jahr 1562, wobei auch die Untere Paradeisbastei abgebildet ist
(Abb. 26). Die Demolierung im Jahr 1863 erfasste nur den »oberirdischen« Baubestand.
Im Zuge von Baumaßnahmen 1959177 und 1983 wurden die tiefer liegenden Mauern der
Bastionsface weitgehend undokumentiert abgebrochen (S. 280 Abb. 59). Große Bereiche
der Kasematten sind erhalten geblieben und heute in das Palais Coburg integriert.178
5.1.3.7 Erweiterung des Stadtgrabens
Parallel zum Bau der frühen Bastionen hat man auch den Stadtgraben erweitert.179
1544 erfahren wir aus der städtischen Oberkammeramtsrechnung, dass die »ganze,
gemeine Landschaft des Erzherzogtums Österreich unter der Enns« auf ihrem
jüngsten Landtag »auf Anhalten und Fürbringen« der Römisch Königlichen Ma-
jestät beschlossen habe, bis zu 8.000 Gulden für den Ausbau der Gräben der Stadt
Wien aufzubringen.180 1545 waren täglich bis an die 2500 böhmische und deutsche
Arbeiter beschäftigt, den Graben zu erweitern und zu vertiefen sowie das Erdreich
wegzuführen.181 1545 ging es erneut um zu bezahlende Beiträge »der Landschaft«,
d. h. der Stände, für den Grabenausbau, wobei dezidiert der Bereich zwischen Schot-
ten- und Burgtor angesprochen wurde.182 Zum Zweck dieser Erweiterung hatte man
auch das zwischen Schotten- und Werdertor gelegene Haus des Wiener Bürgers
Melchior Denckh abgebrochen.183 Der Graben wurde nun vom Burgtor bis an das
Eck des Ellendts vergrößert. Hier hatte man auch die Katze erneut »aufgebaut«.184
1547 arbeitete man wiederum an der Vergrößerung des Grabens vor der Burg.185 Der
Ottakringer Bach – als »ein kleines Wasser von St. Ulrich« bezeichnet – floss 1548
zur steinernen Brücke beim Kärntner Tor, der dort jedoch bei Hochwasser eine uner-
176 WStLA, Fotosammlung, Fotosammlung allgemein, A 463 unfoliiert ; Opll, Tilemann Stella, 334 Abb.
2 ; Högel, Renaissancefestung, 30–32.
177 Fotos von den Abbrucharbeiten, die auch die Struktur und Stärke des Mauerwerks dokumentieren,
finden sich im WM Inv.-Nr. 106.034/1–17 und 106.035/2–7.
178 Krause, Stadtgraben, 35 ; Högel, Renaissancefestung, 26‒47.
179 FHKA VDA 580, 1545, fol. 258r–272v. Zum Stadtgraben siehe auch Krause, ebd., 36 f.
180 WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe, OKAR 1544 : Ausgaben, fol. 55r/v.
181 Camesina, Urkundliche Beiträge, 66 Nr. XIV.
182 WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe, OKAR 1545 : Ausgaben, fol. 5v.
183 FHKA VDA 580, 1545, fol. 258r–272v.
184 FHKA VDA 580, 1545, fol. 272v.
185 FHKA VDA 582, 1547, fol. 295v–297r.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499