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Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen | 29
gelingen, das damals vakante Amt des Superintendenten an der kroatischen und sla-
wonischen Grenze – dessen Inhaber, der renommierte Sieneser Architekt Giovanni
Sallustio Peruzzi, war verstorben – zu erlangen. Ihm wurde schließlich nach längerer
Vakanz 1574 der als Baumeister von Nagykanizsa tätige, genauso wie er selbst aus Mai-
land stammende Geronimo Arcanato (recte wohl : Giuseppe Arconato) vorgezogen.38
Als sich dann der Schwerpunkt von Natales Tätigkeit – von einer völlig fixen Zuord-
nung zu einem bestimmten Landesteil kann freilich nie die Rede sein – ab 1572/73
stärker wieder nach Norden zu verlagerte, diesmal in den Raum der Bergstädterischen
Grenze,39 wurde er per 1. September 1573 zum Superintendenten für dieses Gebiet
bestellt. Während seines letzten Lebensjahrs – er starb vor dem 9. Juni 1574 – war er
vor allem in der Festung Pukanec stationiert.
Vereinzelte Hinweise – darunter auch solche nach seinem Tod und im Kontext der
Regelung von Erbangelegenheiten – zeigen, dass Natale Angielini mit einer Susanna
verheiratet war und zumindest zwei Kinder zurückließ, die das Erwachsenenalter er-
reichten : eine Tochter namens Ursula und einen Sohn namens Paolo,40 der den väterli-
chen Beruf ergriff. Ob der namentlich bekannte Schwager Natales, Antonio de Fadaldi
(vor 1540
– vor 1568), gleichfalls Baumeister, der Bruder Susannas war, lässt sich nicht
sagen. Vielleicht ließe sich allerdings daraus, dass Antonio erstmals 1540 erwähnt wird,
und zwar als Baumeister in Laibach/Ljubljana, für diesen eine Geburt etwa zwischen
1510 und 1520 erschließen, was auch für Natale gelten könnte. Zu einem Alter von
rund 50 Jahren könnte es jedenfalls passen, dass Natale 1568 beim Hofkriegsrat da-
rum ersuchte, in ein Thermalbad reisen zu dürfen.41 Alle Versuche, seine tatsächlichen
Lebensdaten zu fixieren, bleiben letztlich dennoch Spekulation.
1.1.2 Nicolò Angielini
Nicht anders als sein älterer Bruder42 ist auch Nicolò nicht in allzu vielen Belegen
tatsächlich zu fassen, und es handelt sich gleichfalls um Nennungen aus dem admi-
nistrativen Schriftgut des Hofkriegsrates wie um einige ausdrücklich mit seinem Na-
38 Pálffy, Anfänge, 20.
39 Vgl. dazu den quellenmäßig leider nicht verifizierbaren Hinweis bei Maggiorotti, Dizionario, 5, dass
Natale 1572 mit der Wiederherstellung von Csabrag (heute : Čabraď bei Čabradský Vrbovok) beschäftigt
gewesen sei ; auf einen Aufenthalt daselbst zwischen 1572 und 1574 weist auch Marosi, Partecipazione
di architetti militari Veneziani, 214 IV Nr. 10. – Nachweisbar ist dagegen, dass Natale für seine Reise in
den Raum der Bergstädte Forderungen anmeldete, vgl. Kreyczi, Urkunden und Regesten (1894), Nr.
11537 (1. April 1573).
40 Zu ihm siehe unten S. 38.
41 Pálffy, Anfänge, 23 mit Anm. 58.
42 Wir folgen hier Pálffy, ebd., insbesondere 15 Anm. 19.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499