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4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis
Ferdinand Opll
Das Werk der beiden Brüder Natale und Nicolò Angielini sowie von Natales Sohn
Paolo ist untrennbar mit den umfassenden Neuerungen und Bemühungen auf dem
Gebiet des Festungsbaus während des 16. Jahrhunderts verbunden. Es ist daher mehr
als angeraten, ja letztlich unabdingbar, das Angielinische Werk in seinem Verhältnis
zur Entwicklung des Festungsbaus nicht nur von Städten, sondern auch von Schloss-
und Burganlagen an der Wende vom späten Mittelalter zur frühen Neuzeit (15.–16.
Jahrhundert) zu betrachten. Dabei ist einleitend hervorzuheben, dass all die Neuerun-
gen auf dem Gebiet von Fortifikationen, wie sie in dem angegebenen Zeitraum vor
sich gingen und wie sie ohne ihre Reaktion auf das Aufkommen der mit dem Einsatz
des Schießpulvers1 verbundenen neuen Waffentechnologien gar nicht verständlich
wären, seit längerer Zeit großes Interesse bei der Forschung hervorrufen. Zudem han-
delt es sich hier um eine Thematik, die im Schnittfeld historischer ebenso wie kunst-
historischer und auch architekturhistorischer Herangehensweisen liegt, und all diese
Disziplinen haben wegweisende und maßgebliche Beiträge dazu vorgelegt.
4.1 Forschungsüberblick
Die Anfänge einer regelrechten Festungsforschung im Rahmen der Architekturge-
schichte liegen relativ spät. Bis in die 1980er Jahre stießen zwar mittelalterliche Burgen
und Stadtbefestigungen auf wissenschaftliches Interesse, die eigentlichen Renaissance-
festungen dagegen blieben weitgehend unberücksichtigt.2 Anders stellt sich die Ent-
wicklung im Kontext der ungarischen Forschung dar, die sich schon seit dem frühen
20. Jahrhundert mit dem für die Landesgeschichte so überaus wichtigen Phänomen des
Festungsbaus auseinandergesetzt hat.3 Von Seiten der deutschsprachigen Forschung
1 Schießpulver wurde bereits im 10. Jh. in China verwendet, ab dem 13./14. Jh. stand es dann auch im
europäischen Raum in Verwendung ; die Rolle des Franziskanermönchs Berthold Schwarz ist allerdings
in das Reich der Legende zu verweisen, vgl. dazu die knappen Hinweise in : Architekt und Ingenieur.
Katalog, 327, sowie jüngst Roloff, Göttliche Geistesblitze.
2 Zur älteren Forschungssituation vgl. Neumann, Architectura Militaris. Einleitung, 282–286, insbeson-
dere 284 f. Anm. 3.
3 Marosi, Partecipazione di architetti militari Veneziani, 195–215, hier 195–198.
– Diese wichtige Studie
leidet etwas darunter, dass der Autor eine allzu strenge und damit starre Kategorisierung (in drei Phasen
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499