Page - 72 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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72 | Ferdinand Opll
1.6.3 Die beiden Dresdner Atlanten
Im Sächsischen Staatsarchiv, Abteilung 2, Hauptstaatsarchiv Dresden, sind genauso
wie in der Österreichischen Nationalbibliothek zwei Atlanten überliefert, die mit dem
Schaffen der Familie Angielini in Zusammenhang stehen. In einem Fall (Nr. 11) ist
dieser Zusammenhang unmittelbar gegeben, enthält der Codex doch mit der Karte
»vngariae loca praecipva descripta per nicolavm angielvm italvm« un-
zweifelhaft ein Zeugnis eines Angielinischen Werks, dessen Charakter als Autograf
freilich nicht mit letzter Sicherheit zu bestimmen ist. Der zweite Atlas dagegen (Nr.
6) stellt eine Sammlung grafisch recht einfach gestalteter, gleichwohl kolorierter Dar-
stellungen – zumeist Grundrisse, aber auch einige Ansichten – dar, die trotz ihrer
im Vergleich mit den anderen vier »Angielini«-Atlanten eher mangelhaften zeich-
nerischen Qualität – auch die Schrift ist weit weniger kalligrafisch ausgeführt – die
Umgebung der Festungen im Hinblick auf die jeweilige Lage an/in einem Fluss bzw.
auf Anhöhen gut kenntlich macht. Eine eingehende Untersuchung zu diesen beiden
Atlanten hat in den 1990er Jahren der damals zuständige Archivar Hans Brichzin
vorgelegt.230
1.6.3.1 Dresden Nr. 11
Bei diesem Band mit der Signatur 12884 Karten und Risse, Schr. 26, F. 96, Nr. 11231
handelt es sich laut Archivangaben um einen ungarischen Festungsatlas im Hochfor-
mat (440 x 570 mm232), vermutlich ein Werk des Nicolò Angielini aus der Zeit 1572/75
mit ledernem Einband, der auf 52 Blatt aquarellierte Federzeichnungen enthält. Im
Gegensatz zur Meinung der bisherigen Forschung ist das die Vorderseite des Einbands
schmückende Wappen freilich kein solches der Familie Gonzaga.233 Es handelt sich
vielmehr um das kaiserliche mittlere Wappen mit dem von Böhmen, Ungarn, Flandern/
Tirol und Kastilien/León gevierten Schild und dem Bindenschild als Herzschild, wo-
bei das Ganze auf den Doppeladler aufgelegt ist (Abb. 9). Dieses Wappen kommt von
230 Brichzin, Ungarnkarte, in : Cartographia Hungarica 2, 4 und 5, 39–43, 12–18 und 8–11. – Eine
Autopsie an den beiden Originalen erfolgte am 3. und 4. März 2014 durch F.O.
231 Siehe dazu auch : http://www.archiv.sachsen.de/cps/bestaende.html?oid=13.02&file=12884.xml&syg_
id=253753&obf2=Schr%20026,%20F%20096,%20Nr%20011 (18.6.2015).
232 Irrtümlich nennen Marx/Plassmeyer (Hgg.), Sehen und Staunen, 459, 55,8 cm als Breite und 86,4
cm als Höhe.
233 So Brichzin, Ungarnkarte, in : Cartographia Hungarica 4, 12, sowie Ders., Ungarnkarte, in : Carto-
graphia Hungarica 5, 11 Anm. 34, der irrtümlich meint, dass ebendieses Gonzaga-Wappen auch auf
dem Karlsruher Einband vorkomme, siehe dazu schon oben S. 69 mit Anm. 219.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499