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Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre | 181
erten »Eisbrechern« wiedergegeben. Tilemann Stella schrieb 1560, dass die »Ecken«
derjenigen Mauer, die gleichzeitig die Hinterseite des neuen Arsenals darstellte, we-
gen der Eisschollen gebaut wurden, damit sich diese daran brechen.209 1563 war die
schadhafte Kurtine unter dem Kärntner Tor nur mit einem Pfeiler statt mit schon zwei
Jahre zuvor geplanten zwei Pfeilern unterfangen worden. Da aber zuerst die Obere
Paradeisbastei erhöht und die Kurtine hier teilweise abgetragen werden sollte, wollte
man mit dieser Arbeit noch warten, da man die Ziegel und Steine aus der Kurtine
gleich wiederverwenden und das aus der Baugrube für den Pfeiler anfallende Erdreich
auf die Bastei schütten könne.210 Noch im Dezember 1565 war die eingestürzte Kur-
tine beim Kärntner Tor nicht repariert und die Kurtine zwischen der Biberbastei und
der Bastei bei den Predigern nicht begonnen worden.211 1566 war auch ein Stück der
Mauer bei den Schotten eingestürzt, und man fing 1570 an, diesen Teil der Cardina
(Kurtine) zu reparieren.212 Nicht in allen Bereichen zwischen den Basteien bestanden
mit Mauerwerk verkleidete Kurtinen. Es blieben offenbar wegen des unüberwindbaren
Geldmangels in jener Zeit Abschnitte der mittelalterlichen Stadtbefestigung aufrecht.
Diese sind beispielsweise in den »Angielini«-Plänen um 1570 sowie auch noch im
Plan des Wolf Jakob Stromer von Reichenbach um 1600 erkennbar (siehe unten nach
S. 312, Tafeln 1‒3 und 12).
5.1.4.3 Elend- und Neutorbastei, Arsenal
Ab 1557/58 begann der Bau der Elend- und der Neutorbastei213 sowie des zwischen
ihnen situierten Arsenals. Das »Model« dazu fertigte Francesco de Pozo an, und Ferdi-
nand I. genehmigte es.214 Denkbar wäre daher, dass Pozo auch an der Projektierung der
Elend- und Neutorbastei maßgeblich beteiligt war. Schriftliche Hinweise auf hierfür
verantwortliche Festungsbaumeister fehlen jedoch. Vorbereitende Maßnahmen wurden
seit 1556 getroffen. So sollten zwei Pulvertürme – einer im unteren Elend, der andere
209 WStLA, Fotosammlung, Fotosammlung allgemein, A 463, unfoliiert.
210 Camesina, Urkundliche Beiträge, 82 Nr. XXX. Um auf tragfähigen Untergrund für den Pfeiler zu
gelangen, müsse man sehr tief graben.
211 Camesina, ebd., 87 Nr. XXXIV. Auch 1566 war die Stelle beim Kärntner Tor noch nicht wieder her-
gestellt (KA HKR Protokollbuch 145, 1566, fol. 193r.
212 Eberle, Wien als Festung, 245 und FHKA Hoffinanzprotokolle E 1570 (W 292), fol. 28r ; FHKA
NÖK ER 1570-2 (87), fol. 3v.
213 Zu den unterschiedlichen Bezeichnungen der Neutorbastei siehe Perger, Straßen, 41 s.
v. Elendbastei
(B).
214 KA HKR Akten 2, Expedit 109, 1558, August, unfoliiert ; siehe auch Jeitler, Historische Quellen zur
Elendbastion, 218.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499