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Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien | 277
ihn besonders großflächig und eher in die Tiefe gestreckt sowie mit eingezogenen
Mauern darstellt. Das Karlsruher und das Wiener Exemplar der »Angielini«-Pläne
von Wien zeigen eine dem höheren Kavalier zusätzlich vorgelagerte Mauer, wobei die
Dominikanerkirche teilweise direkt auf dem Kavalier steht (Abb. 57). Ähnlich ist die
Darstellung im Perspektivplan des Stromer von Reichenbach um 1595–1603 (unten
nach S. 312 Tafel 12).163 Im Dresdner Atlas sehen wir eine andere Situation : Der Ka-
valier weist eine rechteckige Form auf, wobei die Kirche deutlich abgetrennt stadtseitig
hinter ihm anschließt (wie oben S. 189 Abb. 33). Die tatsächliche Positionierung wird
nur durch die im Wiener Stadt- und Landesarchiv aufbewahrten Pläne von Johann
Unger sowie durch den von Karl Lind abgedruckten Plan, der ebenfalls im Zuge der
Demolierung im 19. Jahrhundert entstand, deutlich.164 Die bauliche Beschaffenheit
der Bastei an sich wird in den »Angielini«-Plänen von Wien in der für die anderen
Basteien bereits beschriebenen üblichen Art und Weise wiedergegeben. Hervorzuhe-
ben ist lediglich eine kreisrunde Öffnung (Dampfloch) in der Mitte der Bastei auf der
Dresdner Variante, die auf anderen Überlieferungen nicht vorkommt.
6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen
Die von der Bastei bei den Predigern in Richtung Stubentor verlaufende Kurtine ist
in den »Angielini«-Plänen von Wien wie auch in der Planskizze von Bartolomeo de
Rocchi um 1568 im fertiggestellten Zustand dargestellt (wie S.
276 Abb. 57 sowie unten
nach S. 312 Tafel 11). Der Plan der Befestigung aus dem Königlichen Kriegsarchiv in
Stockholm zeigt dagegen eine ältere Situation mit einem stadtseitig noch unverklei-
deten Wall (unten nach S. 312 Tafel 9). Das neue Stubentor ist auf allen drei Plänen
bereits vorhanden.
In der bereits erwähnten, von Albert Camesina angefertigten Plankopie (siehe oben
S. 175 Abb. 26) ist der Abschnitt der Kurtine zwischen der Bastei bei den Predigern –
im Plan »Stadtbastei« genannt – und dem Stubentor erst in der Planungsphase.165
Noch zu entscheiden war damals, ob das bis dato gerade auf die Gasse zulaufende Stu-
bentor weiterhin in dieser Achse oder verriben (verschoben) in die Stadt führen solle.
Südlich des alten Tors war ein 42 Klafter (knapp 80 m) langer, 1562 begonnener Ab-
schnitt erst im Bau. Auch hier weist die Kurtine auf der Wallseite in regelmäßigen Ab-
ständen die typischen Strebepfeiler auf, die durch eine Ausgrabung verifiziert werden
163 Unten Anhang 9.7, S. 489 Nr. 22.
164 Wie hier oben Anm. 160.
165 Hans Sebald Lautensack zeigt in seiner Darstellung des Untergangs des Sennacherib 1558 noch das
mittelalterliche Stubentor und die angrenzende Stadtmauer in Funktion (S. 289 Abb. 69 : oben rechts).
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499