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286 | Heike Krause
ren. Der Walter-Plan von ca. 1750 dürfte den Zustand am genauesten wiedergeben.192
Auch hier sind die Rampe auf die Kurtine und der Zugang in die Kasematten deutlich
zu erkennen.193 Im Plan der Befestigung von Wien aus dem Königlichen Kriegsarchiv
in Stockholm ist an der Rampe sogar noch der Grundriss des alten Kärntner Turms
oder Tors zu sehen (unten nach S. 312 Tafel 9).194
6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor
Auch die Bastei beim Kärntner Tor und die anschließende Kurtine werden in den
»Angielini«-Plänen (Abb. 65‒67) von Wien in ihrer vollendeten Form und mit einem
pfeilförmigen Kavalier auf der Kurtine dargestellt. Wir blicken von Norden auf den
Bau und sehen ihn daher von der Stadt aus. Linkerhand der Bastion läuft eine leicht
geschwungene Brücke auf das neu gebaute, durch die Kurtine führende Kärntner Tor
zu.195 Daniel Specklin bildete in seinem Codex Mathematicus vom Graben aus je eine
Flanke der Bastei beim Kärntner Tor mit dem neuen Tor und der Oberen Paradeis-
basei im Grundriss und in einer Ansicht in wohl idealisierter Form ab (Abb. 68). Er
zeigt auch noch den Standort des abgebrochenen Kärntner Turms, der im Bereich der
dargestellten Kurtine zwischen den beiden Bastionen liegt. Hans Sebald Lautensack
gibt auf seiner Darstellung des Untergangs des Sennacherib aus dem Jahr 1558 in der
Bildmitte oben von außen die beiden Bastionen und zwischen ihnen den Kärntner
Turm mit Torbau samt einer erhaltenen alten Stadtmauerpartie und somit einen älte-
ren Zustand wieder (Abb. 69).196
Abermals unterscheiden sich die drei Exemplare der »Angielini«-Pläne von Wien
in den Einzelheiten. Gemeinsam ist ihnen aber die Wiedergabe einer längeren rechten
192 Siehe unten Anhang 9.7, S. 492 Nr. 27.
193 Zum Beispiel : Plan von Domenico Zenoi von 1566 (unten nach S. 312 Tafel 10) und Planskizze von
Bartolomeo de Rocchi (Tafel 11) mit einer breiteren Kurtine, die stadtseitig gestuft ist ; Suttinger-Plan
(unten Anhang 9.7, S. 491 Nr. 25) ; Nagel-Plan (unten Anhang 9.7, S. 493 Nr. 29) ; Vogelschau des
Joseph Daniel Huber (unten Anhang 9.7, S. 492 Nr. 28) ; Joseph Daniel Huber, Grundris von Wienn,
um 1773 (siehe dazu den Hinweis ebd.).
194 Unten Anhang 9.7, S. 486 Nr. 13/1.
195 Im Zuge des Ausbaus des Stadtgrabens und der Errichtung der Ravelins in den 1670er Jahren wurde
wiederum ein neues Tor geschaffen, das weiter östlich durch die Kurtine führte. Seitdem erfolgte der
Zugang zu ihm durch eine über den sogenannten Kärntner Ravelin führende Brücke : Vgl. Stadtplan
von Suttinger 1684 (unten Anhang 9.7, S. 491 Nr. 25) ; Grundriss, Perspektiven und Ansichten der
Wasserkunst- und der Kärntner Bastei von Johann Georg Fischer, abgebildet in : Broucek u. a., Atlas
zur Zweiten Türkenbelagerung Wien 1683, 20, oder im Stadtplan von Werner Arnold Steinhausen
1710 (unten Anhang 9.7, S. 492 Nr. 26).
196 Siehe unten Anhang 9.7, S. 485 Nr. 9.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499