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180 | Heike Krause
runter etliche so groß und weit, dass ein fürstliches Schloss darauf Platz habe. Darüber
hinaus beschrieb er die Bauweise der zehn Basteien.204
5.1.4.2 Kurtinen
Ab 1560 wurden mit Ziegelmauerwerk verkleidete, zum Teil deutlich vor die mittel-
alterliche Stadtmauer gesetzte Kurtinen errichtet. Möglicherweise wurden die be-
reits vorhandenen Wälle an der Stadtmauer zu ihrer Hinterfüllung genutzt. Um
1561/62 begann man mit der Errichtung der Kurtine zwischen der Bastei bei den
Predigern und der Unteren Paradeisbastei. Der Bereich zwischen der Oberen und
Unteren Paradeisbastei war damals bereits vollendet. Aus dem Jahr 1561 stammt ein
Eintrag ins Protokollbuch des Hofkriegsrates, der auf einen Bericht von Thoman Ei-
seler bezüglich der »Werfung« (= Abbruch) eines Stückes der alten Stadtmauer beim
Stubentor hinweist.205 1562 informierte Eiseler über den Baufortschritt an der Kur-
tine beim Stubentor.206 Dazu dürfte der von Albert Camesina kopierte, ursprünglich
dasselbe Sujet betreffende und aus demselben Jahr stammende Plan gehören (siehe
dazu oben S. 175, Abb. 26). Auch weitere Plankopien von Albert Camesina geben
die Bauart der Kurtinenmauer, die wallseitig in regelmäßigen Abständen durch
Strebepfeiler verstärkt war, wieder (siehe dazu oben S. 177, Abb. 27). Es handelt sich
demnach um dieselbe Konstruktion wie die bei den Mauern der Bastionskörper, was
man zudem durch zahlreiche Grabungen im Bereich von Festungsmauern hat nach-
weisen können.207 Noch im Septem ber 1563 berichtete Thoman Eiseler über den
Stand der Bauarbeiten am Stubentor. Die Kurtine war damals schon so weit und so
hoch errichtet, dass er mit dem Bau des neuen Stubentores beginnen könne, jedoch
müsse zuvor der entsprechende Verlauf der Möring (= Abwasserkanal) festgelegt
werden, gleichzeitig sollen alle mittelalterlichen Befestigungsbauten an dieser Stelle
abgebrochen werden. Im künftigen Herbst wolle man mit der Kurtine zwischen
dem neuen Arsenal (wohl zwischen Neutor- und Elendbastei) beginnen, sobald der
Wasserstand niedrig sei.208
Die Kurtine an der Donauseite zwischen der sogenannten Piattaforma und der
Neutorbastei ist in verschiedenen Plänen (siehe dazu oben S. 177, Abb. 27) mit gemau-
204 WStLA, Fotosammlung, Fotosammlung allgemein, A 463 unfoliiert.
205 KA HKR Protokollbuch 142 (1561), fol. 36v (12).
206 FHKA NÖHA W 61/C/3/B, 1562 Juni 30, fol. 735v. FHKA NÖHA W 61/C/3/B, 1563 Jänner 10
[1562 Dezember 31], fol. 668r. Siehe auch weiter unten bei der Behandlung der Finanzkrise, hier im
Buch, S. 190–193.
207 Krause/Mader, Stadtbefestigung, 22–33.
208 Camesina, Urkundliche Beiträge, 82–83 Nr. XXX.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499