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174 | Heike Krause
5.1.3.5 Obere Paradeisbastei
Diese laut Inschrift im Jahr 1551 vollendete, an der Stelle der früheren Heynersbastei
errichtete Bastion167 ist wohl die größte Wiens, die in dieser Phase errichtet wurde.
Dieser Bau dürfte in recht kurzer Zeit mit einer großen Anzahl von Steinmetzen und
Arbeitern errichtet worden sein.168 Die schriftliche Überlieferung zu ihrer Erbauung
ist auffallend spärlich. Zunächst ist für sie der Name Obere Paradeisbastei belegt.169
Ihren späteren Namen Wasserkunstbastei hat sie von der Wasserkunst, einem Wasser-
hebewerk, das auf der Bastionsplattform stand und Wasser vom Mühlbach in die Stadt
leitete.170 Der Auftrag für das Brunnenwerk ging offenbar schon 1555 an Hans Gas-
teiger.171 1561 wurde getestet, wie viele Eimer Wasser sich in 24 Stunden abfüllen
ließen.172 Daniel Specklin nannte diese Bastei mit der Bastei beim Kärntner Tor in
einem Zusammenhang : neben dem kerner thor zwo bastien.173 Daraus wird deutlich,
dass unter der überlieferten Bezeichnung »Bastei beim Kärntnertor« auch diese Bas-
tion gemeint sein könnte und eine exakte Zuordnung der in den schriftlichen Quellen
genannten Objekte nicht immer möglich ist. Tilemann Stella bezeichnete sie als die
gewaltigste von allen Basteien und bemerkte, dass hier eine Wasserkunst vorhanden
sei (S. 285 Abb. 64).174
5.1.3.6 Untere Paradeisbastei
Diese auf Kosten der Reichsstände wohl anstelle der »Kleinen Wasenbastei« erbaute
Bastei, die Untere Paradeisbastei, Jakoberbastei und später Braunbastei genannt wurde,
wurde 1555 fertiggestellt.175 Über ihren Bau sind keine detaillierten Überlieferungen be-
kannt. Tilemann Stella stellt uns dieses Bauwerk, das er selbst besichtigt hatte, sowohl
167 Möglicherweise ist der Bau als Kavalier, der an die Stadtmauer ansetzte, integriert worden, wie es
Hirschvogel in seinem Rundplan (unten nach S. 312 Tafel 7) zeigt.
168 Camesina, Urkundliche Beiträge, 69 f. Nr. XVII.
169 Perger, Straßen, 153 s. v. Wasserkunstbastei.
170 Eberle, Wien als Festung, 234.
171 Perger, Straßen, 153 s. v. Wasserkunstbastei mit Hinweis auf Camesina, Urkundliche Beiträge, 96
Nr. XXXVI, Anm. 3 ; FHKA NÖHA W 61/C/3/B, Allgemein, fol. 597r/v : Abrechnungen mit Gastei-
ger bezüglich seiner Arbeiten zwischen 1558 und 1561.
172 FHKA NÖHA W 61/C/3/B, Februar, fol. 591r.
173 Specklin, Codex Mathematicus (wie oben S. 148 Anm. 15), fol. 8v und 21v.
174 WStLA, Fotosammlung, Fotosammlung allgemein, A 463 unfoliiert.
175 Eberle, Wien als Festung, 223 und 233. Zu den Bezeichnungen siehe Perger, Straßen, 27, s.v.
Braunbastei.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499