Page - 65 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
Image of the Page - 65 -
Text of the Page - 65 -
Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen | 65
1.6.1.2 ÖNB Cod. 8607 Han
Im gedruckten Katalog der Handschriftensammlung von 1871 findet sich eine bloß
lapidare Beschreibung des Inhalts dieses Codex, der erst spät – zwischen 1840 und
1871
– in den Besitz der damaligen Hof- und heutigen Nationalbibliothek gekommen
ist, ohne dass bekannt wäre, wo er sich ursprünglich befand.203 Anders als sein Wiener
Pendant und zugleich als absolute Ausnahme unter sämtlichen anderen »Angielini«-
Atlanten weist er Querformat (570 x 429 mm) und einen deutlich geringeren Umfang
(48 Blatt) auf. Dies resultiert freilich sowohl aus der Entnahme von insgesamt sechs
Darstellungen, die sich heute im Kontext des Cod. 8607 Han befinden, als auch aus
dem Fehlen einer Karte von Kroatien und Slawonien, die als Einzelblatt in der Kar-
tensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek überliefert ist (unten Anhang
9.1, S. 326 Nr. 1.2). Doppelblätter sind hier nicht zu finden, sämtliche Blätter sind
in der Mitte gefaltet. Im Gegensatz zu Cod. 8609 Han enthält er nur eine einzige
chorografische Karte, nämlich eine Darstellung der Schüttinsel mit dem Titel INS-
VLAE Ichnographia (= »Grundriss der Insel«). In etwas geringerer Zahl (44) sind in
diesen Codex sodann Darstellungen von 41 Städten und befestigten Plätzen aufge-
nommen worden, wobei das in Cod. 8609 Han fehlende Tržac hier vorkommt, aber
eine Reihe von Orten204 fehlt. Ins Auge springt in jedem Fall neben der geringeren
Größe der Handschrift und dem Querformat die grafisch besonders ausgefeilte Form
der einzelnen Darstellungen. Reine Grundrisse
– allerdings auch diese in zeichnerisch
höchst anspruchsvoller Art und Weise – sind ebenso enthalten205 wie die für diese
203 Tabulae codicum manu scriptorum, Bd. 5, 271 Nr. 8607 Han : »[Rec. 1472] … Quadraginta ichnographiae
et delineationes calamo exaratae et coloribus distinctae variorum propugnaculorum et locorum munito-
rum : Graecii, Labaci et illorum in Hungariae, Croatia et Dalmatia contra Turcos.« ; zum späten Erwerb
der Handschrift für die Hofbibliothek Kljajić/Lapaine, Two Vienna Manu script Atlases, 184. – Ein
Digitalisat des gesamten Atlasses findet sich jetzt auf der Homepage der Öster reichischen Nationalbib-
liothek unter : http://search.obvsg.at/primo_library/libweb/action/display.do?tabs=detailsTab&ct=disp
lay&fn=search&doc=ONB_aleph_onb06000157486&indx=1&recIds=ONB_aleph_onb06000157486
&recIdxs=0&elementId=0&renderMode=poppedOut&displayMode=full&frbrVersion=&dscnt=0&v
l%281UI0%29=contains&scp.scps=scope%3A%28ONB_aleph_hanna%29&frbg=&tab=onb_hanna&
dstmp=1435581025356&srt=rank&mode=Basic&&dum=true&tb=t&vl%28freeText0%29=Quadragi
nta%20ichnographiae%20et%20delineationes&vid=ONB (29.6.2015).
204 Nämlich Gradec, Hrastelnica, Krupina, Lička Jesenica, Pápa, Pukanec, Veliki Gradac, Wien und Zrin-
ski Topolovac ; sechs der ursprünglich zu Cod. 8607 Han gehörenden Blätter, nämlich die zur Lage
von Satu Mare (Wie Sackhmar gelegen) sowie die für Hrastelnica, Veliki Gradac, Lička Jesenica, Gra-
dec und Zrinski Topolovac, befinden sich heute im Atlas Cod. 8609 Han, siehe dazu oben S. 62 mit
Anm. 191.
205 Beispiele für reine Grundrisse, bei denen allerdings zumindest das Gelände vielfach plastisch darge-
stellt ist, bieten Ljubljana, Bihać, Križevci, Koprivnica, Nagykanizsa, Veszprém, Várpalota, Tata, Győr,
back to the
book Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini"
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499