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Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre | 163
Ein weiterer Bericht des Hermes Schallautzer an Ferdinand I. vom 31. Dezember
1554 gewährt Einblicke betreffs der zukünftigen Bauarbeiten. Er nennt darin Einspa-
rungsmaßnahmen beim Stadtgrabenausbau zwischen der Unteren und Oberen Para-
deisbastei. Im Jahr zuvor sei der gesamte Vorrat an Baumaterial und Werkzeug auf-
gebraucht worden, zudem könne vor dem 1. Mai kein neuer Ziegel gebrannt werden,
daher solle man bis dahin Ziegel und Stein billig ankaufen.
Ferdinand beauftragte Schallautzer mit dem Bau dreier Basteien und zweier denti
(Zacken ?) vom Schottentor bis zum Rotenturmtor. Schallautzer hielt dem sein fort-
geschrittenes Alter sowie seine Schwachheit entgegen und bat darum, dass ihm zwei
Personen aus dem Inneren Rat zur Unterstützung beigestellt werden mögen, damit
diese die für den Befestigungsbau erforderlichen Vorräte, Werkzeuge sowie Werk- und
Bauleute beschaffen und beaufsichtigen sollten.106 Daraufhin erhielt Thoman Eiseler
am 7. Jänner des darauffolgenden Jahres Instruktionen für sein Bauschreiberamt bei
dem Statgepew hie zu Wienn, zu Himberg, Ebersdorf und Laxenburg.107 1555 fand
ein Lokalaugenschein der »angefangenen und nicht vollendeten« Bauten statt.108 Ein
Schreiben des Thronfolgers Maximilian an seinen Vater Ferdinand vom 4. März 1555
befasst sich mit den Finanzierungsengpässen am Statgebew zu Wienn.109 Im Laufe des
Jahres sollten neue Ziegelöfen errichtet werden.110 1556 fanden weitere vorbereitende
Maßnahmen statt.111 Bis zu 3.000 Personen sollten Frondienste (Robat) am Statgepew
zu Wien leisten. Woran diese konkret arbeiten sollten, bleibt freilich unbekannt.112
Im Folgenden sollen die Baudaten der in diesem Zeitraum entstandenen Bastionen
zusammenfassend vorgestellt werden.
5.1.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor
Die ausgesprochen gute Überlieferungslage zum Bau der »Neuen Bastei« zwischen
Burg- und Schottentor (auch : Neue königliche Bastei, seit 1649 Löblbastei113) ermög-
106 Stowasser, Hermes Schallautzer, 79–83. Original im HHStA RHR K 93 Judicalia et Miscellanea W
4, Konv. 1.
107 Camesina, Urkundliche Beiträge, 71‒74 Nr. XIX.
108 Eberle, Wien als Festung, 223.
109 FHKA NÖHA W 61/C/3/B, 1555 März 4, fol. 505r–508r.
110 FHKA NÖHA W 61/C/3/B, 1555 Juli 4, fol. 509r–510v.
111 FHKA NÖK ER 1556-1, fol. 103r ; 1556-2, fol. 107v.
112 FHKA NÖHA W 61/C/3/B (819), 1556 Mai 8, fol. 511r–512v. Außerdem benötigte Hermes Schal-
lautzer zu ihrer Aufsicht mehr als die zwei Personen, die er Ende 1554 aus dem Inneren Rat angefor-
dert hatte.
113 Im Rundplan von Augustin Hirschvogel als »Königliche Majestäts-Bastei« bezeichnet. Zu den unter-
schiedlichen Bezeichnungen siehe Perger, Straßen, 88 s. v. Löwelbastei.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499