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Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien | 261
erhalten.121 Die die Südseite der Rampe stützende Ziegelmauer in der Schreyvogel-
gasse entstand erst im ausgehenden 19. Jahrhundert, nachdem man die Bastion und den
südlichen Teil der Kurtine entfernt hatte. Die grabenseitige Kurtinenmauer zwischen
Schottentor und Bastei zwischen Burg- und Schottentor (Löwelbastei) wurde bis auf
das Niveau der Ringstraße abgetragen, sodass eine Böschung mit Wegen entstand, die
recht bald mit Rasen und Sträuchern bewachsen war.122
6.3.4 Elendbastei
Der vom Schottentor in nordöstlicher Richtung fortlaufende Abschnitt der Kurtine
mündete in die sogenannte Elendbastei, die auch als »Eckbastei« bezeichnet wurde.123
Sie wurde in einem Zuge mit dem zwischen ihr und der Neutorbastei gelegenen
Arsenal errichtet und dürfte im Wesentlichen 1561 fertiggestellt worden sein. Die
»Angielini«-Pläne zeigen diese Situation (unten nach S.
312 Tafeln 2‒3 ; Abb. 51). Wir
blicken von Nordosten auf das Bauwerk. Der stadtseitig hinter der Elendbastei be-
findliche Erdhügel ist wohl als Rest der 1529 aufgeschütteten »Katze« anzusehen, die
später bebaut wurde und schließlich bis zur Demolierung der Schottenbastei im Jahr
1869 bestehen blieb.124 Dieses Erdwerk findet sich unter anderem auch in der von
Augustin Hirschvogel angefertigten Wien-Ansicht von Norden von 1547 sowie im
Stadtplan des Bonifaz Wolmuet aus demselben Jahr (unten nach S. 312 Tafeln 5 und
8). Im letzteren ist eine Rampe, die stadtseitig auf die Katze führte, erkennbar. Diese
wiederum sehen wir auch im Plan aus dem Königlichen Kriegsarchiv in Stockholm,
der den Zustand um 1563 (unten nach S. 312 Tafel 9) zeigt, und in der Planskizze »La
citta di Vienna« von Bartolomeo de Rocchi, um 1568 (unten nach S.
312 Tafel 11). Die
Verortung der Katze nebst Rampe erfolgte bei diesen beiden etwas weiter südlich,
was tatsächlich eher zutreffen dürfte, als die Darstellung in den »Angielini«-Plänen.
In der Karlsruher und Wiener Version ist der Hügel deutlich erkennbar, im Dresdner
Plan ist dieser lediglich mit einer feinen Linie angedeutet. Die Donauabbruchkante,
die auf Höhe der Bastions spitze nach Westen verläuft, ist lediglich in der Karlsruher
121 Ebd., 187 f.
122 ÖNB, Bildarchiv ST 1867 F, Foto : Ringstraße beim Schottentor. Rechts ist die Böschung im Bereich
der ehemaligen Kurtine zu sehen, um 1864 ; WM Inv.-Nr. 106.211, Foto : Die zum Josefstädter Glacis
gerichtete Böschung ; Bach, Antheilnahme, Abb. im Anhang, Foto : I., Franzensring-Löwelstraße vor
dem Umbau (um 1870).
123 Eberle, Wien als Festung, 247 ; KA, HKR Akten 15, fol. 12v : Ellendt oder Eckh Passtain ; siehe auch
hier im Buch, S. 181–184.
124 Paulus Pesl, Historia germanica obsidionis urbis Viennensis tentatae a Soldymano turcarum impe-
ratore anno 1529, ÖNB Cod. 8019 Han, fol. 142r ; Camesina, Urkundliche Beiträge, 65 Anm. 7 ;
Krause, Die mittelalterliche Stadtmauer, 85.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499