Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
Page - 17 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 17 - in Das zusammengedrängte Gedenken

Image of the Page - 17 -

Image of the Page - 17 - in Das zusammengedrängte Gedenken

Text of the Page - 17 -

17 Förderung und Ermöglichung dieser Kunstschöpfung“ bedankt. Es wird auch darauf verwiesen, „daß der eigent­ liche Ursprung der letzteren [der Kunstschaffung, Anm.] noch der so mannigfach angefochtenen Rechnung des sogenannten ,alten Regimes‘ zu Guten gehe. Die Genehmi­ gung der Ausführung datirt nämlich merkwürdigerweise vom 12. März 1848, also vom Vorabende der späteren Ereignisse.“Im Jahr 1847 legte Kupelwieser den ersten Programm-entwurf und Aquarellentwürfe mit Vorschlägen zu geschichtlichen Motiven für die Wand- und Deckenge-mälde vor. Nach mehreren Abänderungen der Vor-schläge – wahrscheinlich durch die Baukommission – verfasste Kupelwieser um die Jahreswende 1847/48 einen zweiten, ebenfalls nicht datierten Programment-wurf18 und bat in einem an Kübeck adressierten Brief vom 8. Jänner 1848: „daß die Wahl der Gegenstände nach Eurer Excellenz Bestimmung und ferneren Andeutung zu verbleiben habe, und keiner fremden Einmischung blosgestelt werde.“19 Weiters macht er in dem Schreiben konkrete Angaben zu den Zahlungsmodalitäten und den nötigen Vorarbei-ten im Marmorsaal. Am 12. März 1848 wies Kübeck den Präsidenten der niederösterreichischen Regierung an, den Vertrag mit Kupelwieser abzuschließen und allen seinen Forderungen stattzugeben. In dem Brief werden einige Treffen mit Kupelwieser erwähnt und es wird fest-gelegt, dass die Arbeit bis längstens Juli 1849 vollendet werden sollte. Weiters enthält das Schriftstück eine Auf-listung aller Bildthemen bis auf die Herrscher-Porträts in den Stichkappen und eine Kostenaufstellung mit Anga-ben zu jedem einzelnen Gemälde.20 Kübeck betont in „große Sitzungssaal“, der aufgrund seiner Wandverklei-dungen aus künstlichem Marmor auch „Marmorsaal“ genannt wird. Der etwa 110 Quadratmeter große Raum mit über fünf Metern Höhe hat ein Spiegelgewölbe mit Kappen aus Holz, das von verzahnten Holzbalken getra-gen wird; das Licht fällt durch drei große Fenster an der östlichen Längswand. (Abb. 1)Leopold Kupelwieser erhielt bereits im Jahr 1847 den Auftrag, diesen repräsentativen Raum mit einem Fresken-zyklus auszuschmücken. Es gibt keine Aufzeichnungen oder Hinweise darauf, dass diesem Auftrag eine allge-meine Ausschreibung voranging. Wie aus einem Schrei-ben Kübecks an Talatzko hervorgeht, muss ein erster Kontakt mit Kupelwieser schon in der ersten Hälfte des Jahres 1847 hergestellt worden sein, denn im Juli dieses Jahres beriet der Künstler sich bereits mit dem zuständi-gen Architekten Braun über Details zur Vorbereitung des Plafonds.12Petrin bemerkt in ihrer Publikation über die Pro-grammentwürfe Kupelwiesers, dass nicht geklärt werden konnte, auf welche Weise der Kontakt zwischen Kübeck und Kupelwieser zustande kam.13 Weder aus der Literatur noch aus den im Nachlass Kübecks im Österreichischen Staatsarchiv befindlichen Schriftstücken ergeben sich dazu Hinweise. Möglicherweise vermittelte den Auftrag Hofbaurat Sprenger, der mit Kupelwieser bekannt gewe-sen sein musste. Als einer von Kupelwiesers engsten Freunden, Carl Roesner, 1836 bei den Piaristen in Wien heiratete, waren bei der Feier unter anderen auch Kupel-wieser und Joseph von Führich sowie die Architekten Nobile, Ostertag und Sprenger zugegen.14 Kupelwieser und Sprenger kannten sich vermutlich aus ihrer gemein-samen Studienzeit an der Akademie der bildenden Künste15 oder durch ihre spätere Lehrtätigkeit an dieser Institution: Sprenger war dort ab 1828, Kupelwieser ab 1831 als Korrektor beschäftigt; 1828 erhielt Sprenger eine Professur der mathematischen Wissenschaften und wurde 1835 akademischer Rat der Akademie, während Kupelwieser 1836 als Professor für Historienmalerei an die Akademie berufen wurde. Vielleicht kam der Auftrag auch direkt über den Hof-kammerpräsidenten Karl Friedrich Freiherr von Kübau zustande, der eng mit dem Patriarchen von Venedig und späteren Abt von Lilienfeld, Ladislaus Pyrker, befreundet war16, der wiederum seit 1823 mit Leopold Kupelwieser in Verbindung stand.17 Laut Wiener Zeitung war Kupel-wieser 1847 direkt von Kaiser Ferdinand mit der Ausge-staltung des Sitzungssaales beauftragt worden (Beilage zum Morgenblatt der Wiener Zeitung No. 23, 22. März 1851). Weiters werden Hofbaurat Nobile, Sektionsrat Sprenger, Freiherr von Münch-Bellinghausen und Baron Kübek „sowohl für die Anregung, als auch für die wesentliche 12 Niederösterreichisches Landesarchiv, Nö. Regierung Präsidium 1848 Zl. 571/P, fol. 56 (Karton 73). Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek, 12. März 1848 1054/B.C.13 Petrin (1996) p. 530, Anm. 3. 14 Feuchtmüller (1970) p. 50.15 Kupelwieser studierte von 1809 bis 1823, Paul Sprenger von 1817 bis 1823 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 16 Vgl.: Dobersberger (1997), u.a. p. 12.17 Leopold Kupelwieser besuchte Pyrker 1823 auf der Durchreise nach Rom; in den darauf folgenden Jahren kam es immer wieder zu Kontakten, so etwa arbeitete Kupelwieser 1840 an der Ausstat-tung von Pyrkers Legendenwerk mit. Vgl.: Ebd. u. a.: p. 469f.18 Siehe Anhang.19 Niederösterreichisches Landesarchiv, Nö. Regierung Präsidium 1848 Zl. 571/P, fol. 89 (Karton 73). Schreiben von Leopold Kupel-wieser an Freiherrn von Kübeck von Kübau, 8. Jänner 1848. Siehe Anhang.20 Die Kosten für die einzelnen Gemälde wurden unterschiedlich hoch veranschlagt. Das Gesamthonorar von13.000 Gulden war nach dem Urteil Kübecks „sehr mäßig“. Vgl.: Niederösterreichi-sches Landesarchiv, Reg. A, Präs. d. NÖ. Reg., Zl. 571 P 848 vom 12. März 1848, gez. Kübeck. Siehe Anhang.
back to the  book Das zusammengedrängte Gedenken"
Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Das zusammengedrängte Gedenken
Author
Sigrid Eyb-Green
Publisher
Bibliothek der Provinz
Location
Weitra
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Size
24.0 x 27.0 cm
Pages
312
Keywords
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Das zusammengedrängte Gedenken