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denen der vorderste eine Fahne schwenkt, in
Prunkrüs-tungen
der Renaissance dargestellt. Links im
Vorder-grund
warten zwei Fährleute in ihrem Boot darauf, den
Herrscher zu seinem Kriegsschiff überzusetzen.
Carl V. hielt an der mittelalterlichen Idee des
Kaiser-tums
als Schützer der Kirche und Kämpfer für den
rech-ten
Glauben gegen das Heidentum fest. Sein Feldzug
gegen Vasallen des Sultans im Jahr 1535, der bei Karthago
die Seemacht des Kaisers bedrohte, wurde zu seinem
persönlichen Triumph.52 Der Feldzug wurde vom
Hof-maler
Cornelisz Vermeyen, der selbst nach Tunis
mitge-reist
war, in einer Folge von 12 Tapisserien dargestellt;
10 Kartons dazu befinden sich im Wiener
Kunsthistori-schen
Museum und wurden unter Leopold I. nachgewebt.
Möglicherweise wurde Kupelwieser durch Ladislaus
Pyr-kers
Werk Tunisias oder Carls V. Heerfahrt nach Afrika (dem
Sieger von Aspern gewidmet), zu der Darstellung
ange-regt.53
Warum das Bildthema Karl V. als Sieger über das
Heidentum nicht in den Zyklus aufgenommen wurde und
auch die Figur Carls V. in späteren Fassungen nicht mehr
aufscheint, wird im Programmentwurf nicht begründet.
Möglicherweise fehlte dem Motiv der Bezug zu
Niederös-terreich
bzw. Wien, der sich bei allen anderen Themen
feststellen lässt. Im ersten Programmentwurf schlägt
Kupelwieser anstelle dieser Darstellung eine Szene vor,
in der Ferdinand II. oder Joseph II. im Mittelpunkt stehen
sollen:
„neben dieser steht in vorliegender Zeichnungn Carl V. […]
der E.G. hat sich durch Vorliebe für den erhabenen Helden
zu dessen irrigen Anwendung verleiten lassen und
er glaubt stadt dessen die Vorstellung Kaiser Josephs II.
oder Fer II. vorschlagen zu müßen. Es liegt der Entwurf
bey vorstellend Joseph den zweyten welcher mit großer Sorg
falt das Wohl auch seiner geringsten Unterthanen wahrte
und zugleich die wichtigsten Regierungsangelegenheiten
ordnet“.54
In dem am Institut für Kunstgeschichte in Graz
wie-dergefundenen
Konvolut an Zeichnungen von
Kupelwie-ser
befindet sich auch ein Entwurf für die im ersten
Pro-grammentwurf
vorgeschlagene Szene in der für die erste
Aufteilung der Decke charakteristischen fünfeckigen
Bildform; dabei handelt es sich wahrscheinlich um jenen
in dem zitierten Text erwähnten Entwurf, welcher der
Kommission vorlag. (Abb. 19) Joseph II. befindet sich hier
zusammen mit zwei weiteren Figuren in der Mitte der
Komposition; er nimmt die Bittgesuche seiner
Unterta-nen
entgegen, während er seinen Schreibern links im Bild
Anweisungen gibt; im Hintergrund sieht man Figuren an
hohen Regalen mit Büchern oder Dokumenten. Hier
taucht bereits das Motiv der Schreiber bzw. Beamten auf,
welche Protokolle und Niederschriften anfertigen, Doku- Abb. 19: „Joseph II. nimmt die Bittgesuche seiner Untertanen
entgegen und ordnet Regierungsangelegenheiten“; Bleistift,
Velin-Papier, 240 x 290 mm; Universität Graz, Institut für
Kunstgeschichte.
52 Liebenwein-Krämer (1977) p.
56f.53
Johann Ladislaus Pyrker: Tunisias oder Kaiser Carl V. Heerfahrt nach
Afrika. Ein Heldengedicht in 12 Gesängen, erschienen 1820 bei Carl
Ferdinand Beck in Wien.
54 Programmentwurf I, siehe Anhang.
55 Programmentwurf I, siehe Anhang.
56 Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/352.
Paus-zeichnung
auf Transparentpapier dazu: Inv. Nr. 7000/1039.
mente und andere Schriftstücke ordnen bzw.
aufbewah-ren
und den Herrscher in Verwaltungsangelegenheiten
unterstützen; dieses Thema findet sich später in dem
Gemälde Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische
Regierung ein in anderem Zusammenhang wieder. Im
ers-ten
Gesamtentwurf für die Decke ist allerdings keine
entsprechende Szene dargestellt, und in der Form wurde
das Konzept auch im Freskenzyklus nicht umgesetzt; die
Porträts Josephs I. und Ferdinands II. zieren allerdings als
Fresko ausgeführt die Stichkappen über den Türen.
Für die beiden Eckfelder sah Kupelwieser
Darstellun-gen
Karls VI. und Franz’ I. von Österreich vor.
„Karl VI. welcher den Übergang in die Lothringische Linie
bezeichnet und als kunstliebender Regent die Zierde Wiens, die
Karlskirche erbaut hat und sie den Kreuzherren
übergibt.“55Im
ersten Gesamtentwurf sind die Szenen mit Joseph I.
und Karl VI. an der rechten bzw. linken Schmalseite der
Decke angeordnet. Die Darstellung der Übergabe der
Karlskirche entspricht dabei in allen Details einer im
Niederösterreichischen Landesmuseum aufbewahrten
Aquarellstudie56, die in der Mitte Karl VI. und einen
Kreuzherrn zeigt. (Abb. 20–22) Links im Bild sind Karls
Gemahlin Elisabeth Christina und Gefolgsleute des
Kai-sers
dargestellt, in der rechten Bildhälfte befinden sich
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306