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rechten Arm schützend um ihre Schultern legt. Die innige
Verbindung und Zuneigung zwischen den beiden Figuren
Austria und Religion ist eine statuarische Interpretation
der Pietas Austriaca, die Kupelwieser hier auf den Staat
überträgt und nicht, wie zuvor seine nazarenischen
Künstlerkollegen in szenischen Auffassungen als Begeg
nung Rudolfs mit dem Priester oder Maximilian in der Mar
tinswand, auf einen Herrscher oder die Dynastie der
Habsburger bezieht. Dementsprechend wird auch als
Veranschaulichung der tiefen Verwurzelung Österreichs
im Christentum die Szene mit dem heiligen Severin im
Weinberg angeführt, die einen rein geographischen
Bezug zum österreichischen Kaiserstaat hat: Schon lange
bevor die beiden großen Herrscherdynastien die Bühne
der Geschichte betraten und der Name Ostarrichi
erst-mals
in einer Urkunde auftauchte, hatte bereits Severin
seine Weinstöcke, den christlichen Glauben, in den
öster-reichischen
Boden verpflanzt. Hier findet sich eine
Tren-nung
der Austria von der Person des Kaisers und der
Herrscherdynastien und ein im modernen Sinn
verstan-dener
Staatsbegriff, wie ihn erstmals Joseph Klieber im
Jahr 1809 in den Giebelskulpturen der Gedenkstätte für
sieben tapfere Krieger auf dem Anninger formulierte.140
Diese Auffassung spiegelt die sich im frühen 19.
Jahrhun-dert
in Kreisen des Adels und des gebildeten Bürgertums
entwickelnde Vorstellung eines territorialen
Staatsbe-griffs
wider, die den Staat als eigene Rechtsperson
unab-hängig
vom Landesfürsten versteht.141
Eine frühere Version der Austria-Allegorie für den
Marmorsaal, zu der mehrere Entwürfe existieren142, zeigt
die Austria, wie sie von Ferdinand I. die „Insignien des
Rechts und der Macht“143 empfängt. (Abb. 47–49)
Abb. 47: „Die Austria empfängt von Ferdinand I. die Insignien
des Rechts und der Macht“; Bleistift und schwarze Feder,
geripptes Papier, 332 x 254 mm; Nö. Landesmuseum,
Inv. Nr. 7000/349. Abb. 48: „Die Austria empfängt von Ferdinand I. die Insignien
des Rechts und der Macht“; Bleistift, Velin-Papier, 220 x
225 mm; Universität Graz, Institut für Kunstgeschichte.
Abb. 49: „Die Austria empfängt von Ferdinand I. die Insignien
des Rechts und der Macht“; Bleistift, Transparentpapier,
220 x 225 mm; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/1037.
140 Krasa-Florian (2007) p.
65.141
Ebd. p.
38.142
Bei der im Niederösterreichischen Landesmuseum aufbewahrten
Skizze (Inv. Nr. 7000/349) dürfte es sich um eine Vorarbeit für die
sehr genau und detailliert ausgeführte Zeichnung handeln, die sich
in dem am Institut für Kunstgeschichte der Universität Graz
wie-derentdeckten
Zeichnungs-Konvolut fand und mit der sie in allen
Details übereinstimmt. Die Reinzeichnung des Entwurfs ist
wie-derum
direkte Vorlage für eine Pauszeichnung auf
Transparentpa-pier
(Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/1037).
143 Programmentwurf I, siehe Anhang.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306