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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
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73 nowsky ein umfangreiches, mit zahlreichen Illustratio-nen246 versehenes Werk über mittelalterliche Bauwerke im österreichischen Kaiserstaat, in welchem er dem Ste-phansdom ein ausführliches Kapitel widmete. Das ver-stärkte Bewusstsein der historischen Dimension des Bau-werks und die differenzierte Wahrnehmung der einzelnen Bauphasen findet auch in Kupelwiesers Komposition Aus-druck und zeugt von seiner intensiven Beschäftigung mit der Geschichte von St. Stephan. Im Folgenden soll erläu-tert werden, in welchen Kontext der Bau in der vaterlän-dischen Geschichtsschreibung gestellt wurde und welche Interpretationen seine Vergangenheit erfuhr. Durch die Gründung des Stephansdoms 1144 setzte Heinrich Jasomirgott der Wiedererrichtung Wiens und seiner herausragenden Bedeutung als neue Haupt- und Residenzstadt ein sichtbares Zeichen. „Heinrich Jasomirgott […] wird seit der Anlegung von Vindobona durch Marc Aurel, als der Wiederhersteller Fabi­ anas, dem heutigen Wien bezeichnet. Die vorzüglichsten Gebäude, die er schuf, sind […] der Stephansdom und die Abtei der Schotten […].“247 Leopold VI. und Friedrich II. versuchten, in Wien ein eigenes Bistum zu begründen, blieben aber erfolglos. Rudolf IV. nahm im Zuge seiner gesamtpolitischen Bemü-hungen, der habsburgischen Herrschaft auf verschiedene Weise eine besondere Legitimität und größtmögliche Selbständigkeit in weltlicher wie in kirchlicher Hinsicht zu verschaffen, die Vorbereitungen zur Gründung einer eigenen Landeskirche wieder auf. Die Auseinanderset-zung mit dem Papst, der die Errichtung eines eigenen Bistums nicht gewährte, wird in der zeitgenössischen Literatur übergangen. Es fehlt daher auch die Erklärung für das merkwürdige Konstrukt, das Rudolf als Reaktion darauf schuf: ein von Passau unabhängiges Metropoli­ tankapitel, welches dem Namen nach einem Erzbischof beigeordnet sein müsste, dem ein gefürsteter Probst vor-stand und dessen Mitglieder, wie Kardinäle, rot gekleidet waren. Dieses Privileg wurde 1359 gewährt und 1365 von der Allerheiligen-Kapelle in der Burg auf St. Stephan übertragen.Ausführlich werden die Ereignisse dargestellt, die Rudolf mit dem eigentlichen Bau verbinden: II. Jasomirgott lässt durch Octavian Wolzner außerhalb Wiens die Stephanskirche bauen243 zeigt den Herzog vor dem begonnenen Bauwerk, einen Plan begutachtend. Zum zweiten Blatt findet sich folgender Erklärungstext: „Herzog Rudolf der Vierte lässt, da er nach Italien zieht, seine Brüder Albrecht und Leopold schwören, den Bau von St. Stephan mit allem Fleiß zu fördern. 1365.“244 Rudolf IV. wird hier zu Pferd vor der unvollendeten Kirche gezeigt; er deutet auf das Bauwerk und hat die andere Hand zum Schwur erhoben, der von seinen beiden vor ihm stehenden Brüdern erwidert wird. In Anton Zieglers Vaterländischer Bilderchronik ist die Gründung der Stephanskirche mit einer Lithographie von Vinzenz Katzler illustriert, in der Rudolf IV. beim ersten Spatenstich für das Fundament des Langhauses dargestellt wird (Erste Ausgrabung der Grundfeste zum St. Stephans Dome durch Herzog Rudolph IV.).245 Über Geschichte und Bedeutung des Stephansdoms im Spiegel der „Vaterländischen Geschichtsschreibung“ Mit der Faszination, die das Mittelalter und seine Bau-denkmale auf Historiker, Schriftsteller und bildende Künstler seit Beginn des 19. Jahrhunderts ausübte, erwachte auch erneutes Interesse am Stephansdom und seiner Geschichte. Autoren der vaterländischen Geschichtsschreibung wie Hormayr, Primisser und Ziska veröffentlichten eingehende Studien zu seiner Entste-hung und zur Baugeschichte, und 1817 publizierte Lich- Abb. 103: Studie zu dem Gemälde „Die drei Erbauer der St. Stephanskirche“; Bleistift, geripptes Papier, 263 x 325 mm; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/527. 243 Wien, ÖNB, BA, 261.933-B, Blatt Nr. 49.244 Wien, ÖNB, BA, 261.933-B, Blatt Nr. 105. Michael Franz von Canaval beschreibt die Schwur-Szene vor dem Stephansdom in seinem Balladenzyklus Der Stephansdom zu Wien, der 1828 in Hormayrs Taschenbuch für die vaterländische Geschichte publiziert wurde. Hormayr (1811 – 1854) 9. Jg., (1828), p. 404 – 420.245 Ziegler (1843 – 1849) 2. Bd., Bild Nr. 119.246 Gezeichnet unter der Aufsicht von Joseph Fischer, Professor an der kaiserlichen Akademie der vereinigten bildenden Künste.247 Ziegler (1838 – 1840) Bild Nr. 26.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Das zusammengedrängte Gedenken
Author
Sigrid Eyb-Green
Publisher
Bibliothek der Provinz
Location
Weitra
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Size
24.0 x 27.0 cm
Pages
312
Keywords
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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