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Abb. 110: „Herzog Rudolph der Vierte
gründet den St. Stephans turm,
comp. von Carl Schnorr“;
Bildquelle: Ziska (1847).
Dennoch steht die Theologie als eigenes Dekanat im
Stif-terbrief,
den Rudolf IV. 1365 zusammen mit seinen beiden
Brüdern Albrecht und Leopold ausstellte:
„Nichtsdestoweniger steht sie im Stifterbriefe unter den
Hauptgegenständen des neuen Unterrichts, neben der
Naturkunde, der Arzneywissenschaft, dem bürgerlichen und
kanonischen Recht […].“269
In zwei Punkten weicht Kupelwieser in seiner Darstellung
von den Beschreibungen der zeitgenössischen
Geschichtsschreiber ab: zum einen werden
übereinstim-mend
die drei Brüder Rudolf, Albrecht und Leopold als
Stifter genannt, während in dem Gemälde nur Rudolf
aufscheint. Zum anderen steht im Bild neben der Medizin
und der Rechtssprechung wie selbstverständlich auch die
Theologie, die eigentlich erst 1384 als eigene Fakultät
eingerichtet wurde. Beide Male kann man nicht wirklich
von Geschichtsverfälschung sprechen, dennoch werden
geschichtliche Tatsachen weggelassen bzw. stark
verein-facht,
um die Aussage des Bildes zu verdeutlichen: Rudolf
wird als modern denkender Herrscher und seine Stiftung
ungetrübt von Konflikten und Missgunst der Zeit
darge-stellt.
Die Gründung der Wiener Universität
in der Geschichts schreibung der ersten Hälfte
des 19.
JahrhundertsDie
meisten Geschichtsschreiber berichteten von der
Gründung der Universität in unmittelbarem
Zusammen-hang
mit der Gründung des Stephansdoms. Rudolf IV.,
der als „erhaben über die Vorurtheile seiner Zeit“266
beschrieben wird, unterstützt nicht nur kirchliche
Ange-legenheiten
in seinem Land, sondern tritt auch, ganz im
Sinne eines modernen Herrschers, als Förderer der
auf-strebenden
Wissenschaften auf. Aber auch das Motiv des
Wettstreits mit anderen Hauptstädten wie Paris und vor
allem auch Prag, der Residenz seines Schwiegervaters
Karls IV., wird in der zeitgenössischen historischen
Lite-ratur
diskutiert.
„Nachdem er […] mit dem majestätischen Bau einer Kathe
drale seiner Hauptstadt begonnen, wollte er auch den Wis
senschaften Schutz und Gedeihen in seinem Land gewähren
und sichern, um auch darin sein Wien weder dem königlichen
Paris, noch den gelehrten Städten Italiens und durchaus
nicht der Residenz seines kaiserlichen Schwiegervaters,
nachstehen zu
lassen.“267Aus
dieser Konkurrenz ergab sich die Schwierigkeit,
neben der medizinischen und juridischen Fakultät auch
eine theologische Fakultät zu gründen:
„Gerne hätte er auch die Theologie hinzugefügt; allein
Kaiser Carl der Vierte verhinderte es, damit Wien nicht
vollkommen die Nebenbuhlerin seiner Universität zu Prag
werden konnte.“268 266 Ziegler (1837) Bild Nr.
22.267
Lichnowsky (1842) p.
87.268
Ziska (1847) p.
148.269
Hormayr (1823 – 1825) 3. Bd., Heft 7 und 8, p. 200.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306