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besonderen Schutz in Rahmen an der Decke befestigt. Bei
den Adaptierungsarbeiten im Sommer 1940 wurden diese
Zeichnungen entfernt. Da nunmehr von wissenschaftlicher
Seite der Wunsch geäussert wird, die Zeichnungen zum
Zwecke wissenschaftlicher Erforschung zu besichtigen, bitte
ich um Mitteilung, ob Ihnen etwas über deren Verbleib
bekannt ist.
[Unterschrift
unleserlich].“859Offenbar
wurde zunächst vermutet, dass der für den
Umbau des Gebäudes in der Johannesgasse zuständige
Architekt Eigner die Kartons mitgenommen und verkauft
hatte:
„Bericht (vertraulich). Bei meiner Umfrage wegen der ver
schwundenen Kupelwieserkartons aus dem Palais Questen
berg (jetzt Hauptversorgungsamt) Wien I, Johannesgasse
3 – 5, kam ich zur dortigen Gebäudeverwaltung, Oberins
pektor Scheibert (o.ä.). Dieser erzählte mir, dass damals
beim Adaptieren der Räume (Sommer 1940) einige Unzu
kömmlichkeiten vorgekommen seien, Architekt Eigner, der
den Umbau leitete, soll angeblich die alten Stücke auf eigene
Rechnung verkauft haben. Im Versorgungsamt herrschte die
Annahme, dass die Kartons vom Denkmalamt sichergestellt
und übernommen wurden. Da das nicht der Fall ist, kann nur
Architekt Eigner vom Reichsbauamt Innere Stadt II Wien I,
Hofburg, Marschallstiege, Leiter des Amtes Hofrat Walbiner,
über den Verbleib Auskunft geben. Wien, 9.X. 1942. Dr.
Oberwalder.“860Am
15. Oktober 1942 wurde aufgrund der Unklarheiten
in Bezug auf den Verbleib der Kartons ein Treffen
einbe-rufen,
bei dem der Architekt Eigner folgenden Hergang
zu Protokoll gab:
„Niederschrift aufgenommen am 15. Oktober 1942 im
Reichsbauamt Wien – Innere Stadt II
–Anwesend:
Reg. Dir. Dipl. Ing.
WalbinderReg.
Baurat Dipl. Ing.
EckelReg.
Bauinspektor Ing.
KuglerR.A.
Arch. Eigner […]
In der Beilage 1 zum Akt 2 vom Museum des Reichgaues
Niederdonau von 1942855 findet sich nach der Auflistung
der in der Sammlung befindlichen Kartons Kupelwiesers
zum Marmorsaal folgender Vermerk:
„Eine ähnliche Arbeit Kupelwiesers [wie die Kartons zur Nie
derösterreichischen Statthalterei, Anm.], Kreidezeichnungen
zu der Decke eines Saales mit Szenen aus der Österreichi
schen Geschichte, früher Wien I Johannesgasse 5 (ehemals
Palais Questenberg Kaunitz856, später k. und k. gemeinsames
Fin. Ministerium, jetzt Sitz der Behörde zur Versorgung inva
lider Soldaten), wurde vor einigen Jahren, wie ich indessen
festgestellt habe, durch das Institut für Denkmalpflege in
Wien (Referat Ingen. Fuchs) von der Decke heruntergenom
men und gesichert, da man sie nicht den Einflüssen event.
rußender Öfen u.s.w. aussetzen
wollte.“Bei
diesen „Kreidezeichnungen“ handelte es sich
aller-dings
nicht um Kartons zu einer „ähnlichen Arbeit Kupel
wiesers im Palais Questenberg Kaunitz“, sondern um die
neun Kartons zu den Deckengemälden im Sitzungssaal
der Niederösterreichischen Statthalterei.
In den Katastral-Akten des Bundesdenkmalamtes zum
Palais Questenberg-Kaunitz, Johannesgasse 5, findet sich
im Bericht des Reichsbauamtes vom 8. Juli 1840 im
Zusammenhang mit dem geplanten Umbau des Gebäudes
folgender handschriftlicher Vermerk:
„Der Raum 80 des 2. Stockes enthält Kreidekartons angeb
lich von Kuppelwieser [sic!] oder Führich. Diese Bilder die
auf Papier +gezeichnet+ nur ohne jeden Schutz an der Decke
in Rahmen befestigt sind, sollen auf Wunsch des
Hauptvers.amtes
abmontiert
werden.“857Dem
Bericht liegt ein Plan des gesamten Palais
Questen-berg-Kaunitz
bei, auf dem sich im Raum 80, dem zweiten
Raum von rechts in dem der Johannesgasse zugewandten
Teil des Gebäudes im zweiten Stock, folgender
Bleistift-Vermerk
findet: „Decke mit Karton von Führich?“ und
„Kartons von Führich oder Kupelwieser“.858 (Abb. 378, 379)
Die Kartons wurden noch 1940 von der Decke entfernt
und dem Bundesdenkmalamt angeboten.
Zwei Jahre später schien laut einer Anfrage vom
9. Oktober 1942 nun wissenschaftliches Interesse an den
Kartons zu bestehen, aber über ihren Verbleib war nichts
bekannt.
„An das Reichsbauamt Innere Stadt II, Wien I, Hofburg,
Marschallstiege[…]
Im zweiten Stockwerke des Palais Questenberg befand
sich früher eine Deckenverzierung, die aus Kreidezeichnun
gen des Wiener Malers Kuppelwieser [sic!] zusammengesetzt
war. Diese auf Papier gezeichneten Kartons waren ohne 855 Reichsstatthalter in Niederdonau, Geschäftszahl IId
1-489-42.856
Mit dem ehemaligen Winterpalais Prinz Eugens durch einen
gemeinsamen Hof und Gang verbunden.
857 Archiv des Bundesdenkmalamtes Wien, Katastralakte zum Palais
Questenberg-Kaunitz, Wien I Johannesgasse 5, Zl. 1645/40
Vor-zahl
1087 K40 Nachzahl 2232
K40.858
Archiv des Bundesdenkmalamtes Wien, Katastralakte zum Palais
Questenberg-Kaunitz, Wien I Johannesgasse 5. Zl 63K 45 zu Zahl
1645 Dsch 40 Hauptversorgungsamt Wien, 1, Johannesg. 5 – 5a
Maßstab 1:100 Pl.N:26 06220 B3/A1-T11, Wien, 3. August
1939.859
Archiv des Bundesdenkmalamtes Wien, Katastralakte zum Palais
Questenberg-Kaunitz, Wien I Johannesgasse 5; 435/K
42.860
Archiv des Bundesdenkmalamtes Wien, Katastralakte zum Palais
Questenberg-Kaunitz, Wien I Johannesgasse 5.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306