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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
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259 Hanffasern – sehr gut. Die Papierbahn muss ursprünglich eine Breite von mindestens 62 cm gehabt haben und ist mit einem Quadraturnetz von ca. 18,7 cm in dünnen Rötel-Linien versehen, das nochmals mit Bleistiftlinien weiter unterteilt wurde, die zur Übertragung der Ent-wurfszeichnung auf das große Kartonformat dienten. Der Karton wurde noch vor Beginn der Ausführung der Zeichnung mit Kleister auf eine dicht gewebte, auf einen Spannrahmen aufgespannte Leinwand kaschiert. In dem 1846 erschienenen Handbuch zur Freskoma-lerei wird bereits die Verwendung von Maschinenpapier für Kartons empfohlen. Aus dem Text geht hervor, dass das Zusammenkleben vieler Einzelblätter nicht nur gro-ßen Arbeitsaufwand bedeutete, sondern oft auch kein befriedigendes Resultat ergab, und dass die Papierbahn durch den wasserhältigen Klebstoff verwellte. Interessant ist hier auch der Hinweis auf die Dauerhaftigkeit von ungebleichtem Papier. „Die Cartons werden am besten auf haltbares graues, grobes Maschinenpapier gezeichnet, einerseits, weil hiebei das läs­ tige Zusammenkleben in nicht so hohem Grade erfordert wird, andererseits, weil beim Zusammenkleben von Hadern­ papieren oft trotz aller Mühe dennoch keine ebene Fläche sich bilden will. Man wählt, wie gesagt, am besten graues Maschinenpapier, weil es viel dauerhafter ist, als das Weisse, in welchem oft schädlicher, zerstörender Bleichstoff enthalten ist. Auch in Hinsicht auf den Ton ist graues Papier dem Augen und Gemüth verwundenden Weiss vorzuziehen.“914 Auch Overbeck führte seine zu Beginn der 1860er Jahre entstandenen Kartons für die Kathedrale von Djakovo auf Rollenpapier aus, wobei er mehr als fünf unterschiedliche Sorten Papier verwendete.915 Die Kartons sind mit einer fein gezeichneten Quadrierung versehen und wurden mit Kleister auf dickes Papier und danach mit tierischem Leim auf Leinwand kaschiert, bevor sie auf Spannrahmen montiert wurden. Die Verwendung von Rollenpapier für Kartons dürfte sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts durchgesetzt haben. Zu Beginn der industriellen Herstellung von Papier über-wog offenbar die Skepsis gegenüber der neuen Produk-tionsmethode. 1845 wird in einem kurzen Text zur dritten Wiener Gewerbeausstellung betont, dass nicht die Pro- thek.912 Für die bis zu acht Meter langen Papierbahnen montierte er zahlreiche Einzelbögen aus handgeschöpf-tem Hadernpapier mit dem Format 60 x 65 cm bzw. 65 x 80 cm überlappend zusammen. Die so entstandene Papierbahn wurde danach mit Kleister auf maschinell hergestelltes Rollenpapier kaschiert. Beim Transport von München nach Berlin im Jahr 1841 wurden die großen Kartons – möglicherweise vom Künstler selbst – den For-men der Zeichnung folgend zerschnitten und danach auf Baumwollgewebe aufkaschiert. Während Peter Cornelius maschinell hergestellte Papiere nur für die Kaschierung seiner Kartons verwendete, zeichnete Ludwig Schnorr von Carolsfeld 1845 die Kar-tons für die Glasfenster der Niederösterreichischen Landhaus-Kapelle bereits direkt auf Endlos­ Papier.913 Die Qualität dieses Papiers ist aufgrund der verarbeiteten Materialien – ausschließlich Hadern aus Flachs- und Abb. 394: Joseph von Führich: Karton zu den Kreuzwegstationen in der Johann-Nepomuk-Kirche in Wien, 1844; die Über-lappungen der einzelnen Blätter sind durch die Vergilbung des Klebstoffes deutlich sichtbar; Quelle: Albertina Wien. 912 Anlässlich der 2004 eröffneten Ausstellung Die Götter Griechen­ lands im Haus der Kunst in München wurden einige Kartons restauriert. Zur Technologie der Cornelius-Kartons sprach die Restauratorin Silke Schröder auf dem Symposium Cornelius – Pro­ metheus – der Vordenker im Münchner Haus der Kunst am 10. Sep-tember 2004.913 Fischer (2011) p. 38ff.914 Das Buch von der Frescomalerei (ohne Autor, 1846) p. 84.915 Gast; Hua-Ströfer et al. (1994) p. 69 – 79.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Das zusammengedrängte Gedenken
Author
Sigrid Eyb-Green
Publisher
Bibliothek der Provinz
Location
Weitra
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Size
24.0 x 27.0 cm
Pages
312
Keywords
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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