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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
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264 Oberfläche zu streichen; man muß sich in Acht nehmen, den Bleistift zu verwischen und es vermeiden, mit dem Pinsel mehrmals auf dieselbe Stelle zu kommen.“942In dem Text über Fresko-Arbeiten von Cornelius und seinen Schülern, der in der Edinburgh Review erschien, finden sich folgende Angaben zur Zeichnung und deren Fixierung: „Nun bereitet man die Oberfläche mit Leimwasser und Alaun für die Zeichnung vor. Diese wird mit Holzkohle gemacht und, ist sie vollendet, dadurch fixiert, daß man die Leinwand auf der Rückseite mit kaltem Wasser nässt und dann die Zeichnung auf der Vorderseite über Wasserdämpfe hält. Diese letzte Operation bewirkt, daß sich das Leimwasser etwas auflöst und die Holzkohle fixiert.“943 Joseph Meder beschreibt eine Methode der Fixierung von Kohle mittels Leimwasser, bei der man sich ebenfalls die Eigenschaft von Leim, bei Feuchtigkeit wieder anzuquel-len und klebrig zu werden, zunutze macht: „Ein gewiß althergebrachtes und vorteilhaftes Verfahren, das man bei Kohlezeichnungen auf großen Flächen (Kartons) […] anwandte, war das vorausgehende Bestreichen der zu bezeichnenden Papierbogen mit in dünnes Leimwasser getauchtem Schwamme. Nach Trocknung und Fertigstellung der Zeichnung erfolgte die Fixage durch Andampfen. Da der Karton immer vertikal aufgestellt war, so bediente man sich eines Gefäßes […]. Sobald das Wasser kochte, führte man den Apparat sorgfältig auf und nieder […], bis alle Kohle­ linien durch den im Wasserdampf aufquellenden Leim gefes­ tigt schienen.“944Auch Joseph von Führich fixierte seine Kartons für die Johann-Nepomuk-Kirche in Wien wahrscheinlich mit stark verdünntem tierischen Leim945, den er mit einem breiten Pinsel auftrug. In den Bereichen, in denen die Fixierung dicker aufgetragen wurde, entstanden gelbli-che, stark glänzende Stellen, in denen der Pinselduktus, der oft den Formen der Figuren folgt, gut sichtbar ist. Auffallenderweise fixierte Führich die Kartons, die er zu Beginn zeichnete, weniger stark und brachte im Laufe seiner Arbeiten zunehmend mehr Leimwasser bzw. höhere auf die senkrecht aufgestellte Zeichnung aufgebracht. Seit wann solche Zerstäuber in Verwendung sind, ist nicht geklärt. Die Verwendung von Schellack als Fixiermittel dürfte jedenfalls bereits Mitte des 19. Jahrhunderts üblich gewesen sein. Julius Schnorr von Carolsfeld betont in einem Brief an Julius Thaeter, der mit der Umsetzung seiner für die Münchner Residenz gezeichneten Kartons in Stiche betraut war: „[…] ich habe durchaus nichts dagegen, wenn die Linien mit Kohle wieder aufgefrischt werden. Da die Cartons sehr gut fixiert sind, kann man diese Linien dann leicht wieder durch Brod entfernen.“940 Peter Cornelius schreibt in einem Brief, er habe eine spe-zielle Methode zur Fixierung seiner großformatigen Koh-lezeichnungen entwickelt. Dabei wird der Papierträger zunächst auf Leinwand kaschiert und danach eine Mischung aus Leimwasser und Alaun von der Rückseite auf die Leinwand aufgebracht, während die Zeichnung selbst von der Vorderseite bedampft wird. Die Kohlepar-tikel haften durch den Leim, der von der Rückseite durch das Papier auf die Vorderseite durchdringt und vom Was-serdampf zusätzlich angequollen wird, auf dem Papier. Später fixierte Cornelius seine Kohlezeichnungen durch Aufsprühen derselben Mischung auf der Vorderseite. Die-ses Verfahren, von dem sich Cornelius besonders lange Haltbarkeit seiner Werke erhoffte, bewirkte durch den hohen Alaun-Anteil der Fixierung schon bald erhebliche Schäden. Das Papier gilbte stark und wurde brüchig, so dass bereits 1875 die erste Restaurierung eines der so behandelten Kartons notwendig wurde.941 Eine Anleitung zur Herstellung von einer Leim-Alaun-Lösung zur Fixierung von Kohle- oder Kreidezeichnungen findet sich auch in Bonnardots Werk über die Restaurie-rung von Kupferstichen: „Um das Papier zu leimen, weicht man es in Wasser, welches ein wenig Pergamentleim, Alaun und weiße Seife in Auflösung hält. Die Seife erscheint mir nicht als sehr nützlich; der Alaun giebt dem Leime Festigkeit. […]Wasser: 1/2 LiterKrystallisierter Alaun: 3 GrammenHausenblase in trockenem Zustande: 8 GrammenWeiße Seife: 1/2 Grammen[…] Man kann mit derselben Flüssigkeit (oder schon mit Alaun allein) die Zeichnungen mit Bleistift und zarten Cra­ yons viel fester fixieren, als mit Gummiwasser. Man braucht nur mit einem ganz weichen Dachspinsel, den man in die obige Auflösung getaucht hat, rasch und leicht über die 940 Brief Schnorrs an Thaeter vom 8.7.1853, zit. nach: Kuhlmann-Hodick (1999) p. 36.941 Technologische Angaben zu den Kartons von Cornelius: nicht publizierter Vortrag von Silke Schröder beim Symposium Corne­ lius – Prometheus – der Vordenker am 10. September 2004 im Münchner Haus der Kunst.942 Bonnardot (1859) p. 73.943 Wolzogen (1867) p. 118.944 Meder (1923) p. 129.945 Es liegen dazu keine Untersuchungen vor. Nach Aussage der Restauratorin Maria Vilancour war bei der Befeuchtung der Kar-tons der für tierische Leime charakteristische Geruch deutlich wahrnehmbar.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Das zusammengedrängte Gedenken
Author
Sigrid Eyb-Green
Publisher
Bibliothek der Provinz
Location
Weitra
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Size
24.0 x 27.0 cm
Pages
312
Keywords
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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