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und ganz feinen einfach grundirten, dann die trefflichen
Cartons.
Die Einsender beschäftigten in ihrer Hauptwerkstätte zu
Ottakring 11 Personen, besitzen nebst einer Farben Reib
Maschine mit Stahl Cylindern im Ganzen 8 Farben
Reibstellen und geben ihre jährliche Erzeugung auf
18 000 – 19 000 Stück Oelfarben in Blasen, 2000 Stück
Aquarell Farben in Blech Etuis, 2000 Fläschchen Firnisse
und Bindemittel, 1500 – 2000 Krüge schwarzer Tinte,
5000 – 6000 Ellen grundirter Maler Leinwand, nebst einer
beträchtlichen Menge Farbstoffe u. dgl. an. Diese Unterneh
mung ist von hohem Werthe und für die Bedürfnisse der
inländischen Künstler unerlässlich. Deshalb, dann wegen des
bedeutenden Absatzes der Erzeugnisse erhielten die Aus
steller die silberne Medaille.“976
Offenbar hatte Wilhelm Koller erfolgreich eine
Markt-nische
für allgemeinen Künstlerbedarf erschlossen und
schien dabei wenig Konkurrenz zu haben, in den
Berich-ten
zur Gewerbe-Ausstellung findet sich jedenfalls kein
Anbieter mit vergleichbar großer Produktauswahl und
Beschäftigtenzahl.
Das zu Beginn erwähnte Chromrot, das sowohl in den
Farbspritzern auf den Kartons als auch im Modello
fest-gestellt
werden konnte, wurde in Wien von Carl und
Lud-wig
Weilheim hergestellt. Auch sie waren auf der
Gewerbe-Ausstellung
1845 vertreten:
„Carl und Ludwig Weilheim, Inhaber einer Fabrik chemischer
Farben und Bleistifte zu Erla bei Wien (Berlinerblau, Car
min, Chromroth, Gialin, Hatchett Braun, Schweinfurter
Blau Grün, Van Dyck Braun und Roth; Kremser Weiss,
Zinnober (auf nassem Wege erzeugt), Indigo Carmin, rothen
Cäsar Florentiner Krapp Wiener Lack […].“977
Weiters fanden sich in rot-braunen Bereichen des Model
los roter Ocker, Umbra und Chromrot, und in einem
vio-letten
Bereich in der Bildmitte Ultramarinblau und
Rot-ocker.
In den Proben der Farbspritzer auf den Kartons
wurden mittels REM/EDX971 Chromrot, Kobaltblau und
grüne Erde identifiziert. Beobachtungen im
Polarisati-onsmikroskop
deuten weiters auf die Verwendung von
Umbra. (Abb. 409 –
411)Als
Kupelwiesers Bezugsquelle für seine Pigmente scheint
in einem Brief972 vom 7. Mai 1847 ein „Herr von Koller“
auf. Im Folgenden sei der Inhalt des Briefes zitiert:
„Hochverehrter Hr. v. Koller! Ich habe noch einen Rest von
dem schönen gebrannten Umbrum welcher H. so gütig war
mir zu schicken. Ich bitte nun gefälligst die Note für die
damals gesendete Farbe, und von diesem Umbra 2973 zu
schicken, weil ich ihrer nöthig zum Fresco noch bedarf. Ihr
ergebenster
Kupelwieser“Wahrscheinlich
benötigte Kupelwieser die Farben für sein
Fresko-Gemälde in der Friedhofskapelle in
Kloster-neuburg,
an dem er im Juni dieses Jahres zu arbeiten
begann.974
Wilhelm Koller war bereits auf der zweiten
österrei-chischen
Gewerbe-Ausstellung 1839 mit seinen
Produk-ten
vertreten. Im Ausstellungsbericht975 findet sich dazu
folgender Text:
„Exp.Nro. 575 Wilhelm Koller, Magister der Chemie zu
Wien, Landstraße Nr. 446. Stellte feuchte Farben für Aqua
rell Mahlerei in den verschiedensten Tinten und Schattie
rungen aus, welche recht befriedigende Resultate seiner
mehrjährigen Versuche und Bemühungen zur Verbesserung
der bisherigen Aquarell=Farben
sind.“Im
Laufe der nächsten Jahre baute Wilhelm Koller seinen
Betrieb stark aus und erweiterte die Palette seiner
Pro-dukte
bedeutend. In der dritten Gewerbe-Ausstellung
1845 ist er bereits mit zwei Niederlassungen verzeichnet.
Hier heißt
es:„W.
Koller und Comp., Chemiker und Fabrikanten von Far
ben und Künstler Materialien in Wien und zu Ottakring bei
Wien
V.U.W.WMaler
Requisiten, nämlich: präparirte Oel und Wasser
Farben, aufgelöste Farben und Tinten, Bindemittel für Was
ser Malerei; Firnisse; grundierte Cartons, grundierte und
auf Blind Rahmen gespannte Maler Leinwand, Staffeleien,
Schultafeln und Maler Breter; sämmtliche Farben, sehr rein
und sorgfältig präparirt, Krapplack und Wau (eigene Erzeu
gung) sowie Beinschwarz und Ocker vorzüglich schön, Fir
nisse und Oele allen Anforderungen entsprechend, die
Maler Leinwanden sehr gut, besonders hervorzuheben die
von keinem ausländischen Producte übertroffenen irisirten 971 Alle Analysen wurden von Johannes Weber (Institut für Kunst und
Technologie, Universität für angewandte Kunst Wien)
durchge-führt.
Siehe Untersuchungsbericht in: Eyb-Green (2009) p. 449f.
und ebd. p.
113.972
Wien Bibliothek J.N.
89033.973
Unleserlich, wahrscheinlich
Maßeinheit.974
In einem Brief an Ludwig von Remy vom 10. April 1847 bittet
Kupelwieser, seinen Karton von der Kunstausstellung
zurückzie-hen
zu dürfen, da er ihn „zum baldigen Beginn der Fresco Arbeiten“
brauche. Wien-Bibliothek J.N. 7297. Die Arbeit war laut einem
Konzept für einen Brief an einen Freund vom August 1947
abgeschlossen. Zu dem Brief: vgl. Feuchtmüller (1970) p.
224.975
Bericht über die zweite allgemeine österreichische Gewerbs= Producten=
Ausstellung im Jahre 1839, Wien 1840, p.
405.976
Bericht über die dritte allgemeine österreichische Gewerbe
Ausstellung
in Wien 1845, 3. Lieferung, Wien 1845, p.
940.977
Ebd. p. 940.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306