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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
Seite - 271 -
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271 und ganz feinen einfach grundirten, dann die trefflichen Cartons. Die Einsender beschäftigten in ihrer Hauptwerkstätte zu Ottakring 11 Personen, besitzen nebst einer Farben­ Reib­ Maschine mit Stahl­ Cylindern im Ganzen 8 Farben­ Reibstellen und geben ihre jährliche Erzeugung auf 18 000 – 19 000 Stück Oelfarben in Blasen, 2000 Stück Aquarell­ Farben in Blech­ Etuis, 2000 Fläschchen Firnisse und Bindemittel, 1500 – 2000 Krüge schwarzer Tinte, 5000 – 6000 Ellen grundirter Maler­ Leinwand, nebst einer beträchtlichen Menge Farbstoffe u. dgl. an. Diese Unterneh­ mung ist von hohem Werthe und für die Bedürfnisse der inländischen Künstler unerlässlich. Deshalb, dann wegen des bedeutenden Absatzes der Erzeugnisse erhielten die Aus­ steller die silberne Medaille.“976 Offenbar hatte Wilhelm Koller erfolgreich eine Markt-nische für allgemeinen Künstlerbedarf erschlossen und schien dabei wenig Konkurrenz zu haben, in den Berich-ten zur Gewerbe-Ausstellung findet sich jedenfalls kein Anbieter mit vergleichbar großer Produktauswahl und Beschäftigtenzahl. Das zu Beginn erwähnte Chromrot, das sowohl in den Farbspritzern auf den Kartons als auch im Modello fest-gestellt werden konnte, wurde in Wien von Carl und Lud-wig Weilheim hergestellt. Auch sie waren auf der Gewerbe-Ausstellung 1845 vertreten: „Carl und Ludwig Weilheim, Inhaber einer Fabrik chemischer Farben und Bleistifte zu Erla bei Wien (Berlinerblau, Car­ min, Chromroth, Gialin, Hatchett­ Braun, Schweinfurter Blau­ Grün, Van­ Dyck­ Braun und Roth; Kremser­ Weiss, Zinnober (auf nassem Wege erzeugt), Indigo­ Carmin, rothen Cäsar­ Florentiner­ Krapp­ Wiener­ Lack […].“977 Weiters fanden sich in rot-braunen Bereichen des Model­ los roter Ocker, Umbra und Chromrot, und in einem vio-letten Bereich in der Bildmitte Ultramarinblau und Rot-ocker. In den Proben der Farbspritzer auf den Kartons wurden mittels REM/EDX971 Chromrot, Kobaltblau und grüne Erde identifiziert. Beobachtungen im Polarisati-onsmikroskop deuten weiters auf die Verwendung von Umbra. (Abb. 409 – 411)Als Kupelwiesers Bezugsquelle für seine Pigmente scheint in einem Brief972 vom 7. Mai 1847 ein „Herr von Koller“ auf. Im Folgenden sei der Inhalt des Briefes zitiert: „Hochverehrter Hr. v. Koller! Ich habe noch einen Rest von dem schönen gebrannten Umbrum welcher H. so gütig war mir zu schicken. Ich bitte nun gefälligst die Note für die damals gesendete Farbe, und von diesem Umbra 2973 zu schicken, weil ich ihrer nöthig zum Fresco noch bedarf. Ihr ergebenster Kupelwieser“Wahrscheinlich benötigte Kupelwieser die Farben für sein Fresko-Gemälde in der Friedhofskapelle in Kloster-neuburg, an dem er im Juni dieses Jahres zu arbeiten begann.974 Wilhelm Koller war bereits auf der zweiten österrei-chischen Gewerbe-Ausstellung 1839 mit seinen Produk-ten vertreten. Im Ausstellungsbericht975 findet sich dazu folgender Text: „Exp.Nro. 575 Wilhelm Koller, Magister der Chemie zu Wien, Landstraße Nr. 446. Stellte feuchte Farben für Aqua­ rell­ Mahlerei in den verschiedensten Tinten und Schattie­ rungen aus, welche recht befriedigende Resultate seiner mehrjährigen Versuche und Bemühungen zur Verbesserung der bisherigen Aquarell=Farben sind.“Im Laufe der nächsten Jahre baute Wilhelm Koller seinen Betrieb stark aus und erweiterte die Palette seiner Pro-dukte bedeutend. In der dritten Gewerbe-Ausstellung 1845 ist er bereits mit zwei Niederlassungen verzeichnet. Hier heißt es:„W. Koller und Comp., Chemiker und Fabrikanten von Far­ ben und Künstler­ Materialien in Wien und zu Ottakring bei Wien V.U.W.WMaler­ Requisiten, nämlich: präparirte Oel­ und Wasser­ Farben, aufgelöste Farben und Tinten, Bindemittel für Was­ ser­ Malerei; Firnisse; grundierte Cartons, grundierte und auf Blind­ Rahmen gespannte Maler­ Leinwand, Staffeleien, Schultafeln und Maler­ Breter; sämmtliche Farben, sehr rein und sorgfältig präparirt, Krapplack und Wau (eigene Erzeu­ gung) sowie Beinschwarz und Ocker vorzüglich schön, Fir­ nisse und Oele allen Anforderungen entsprechend, die Maler­ Leinwanden sehr gut, besonders hervorzuheben die von keinem ausländischen Producte übertroffenen irisirten 971 Alle Analysen wurden von Johannes Weber (Institut für Kunst und Technologie, Universität für angewandte Kunst Wien) durchge-führt. Siehe Untersuchungsbericht in: Eyb-Green (2009) p. 449f. und ebd. p. 113.972 Wien Bibliothek J.N. 89033.973 Unleserlich, wahrscheinlich Maßeinheit.974 In einem Brief an Ludwig von Remy vom 10. April 1847 bittet Kupelwieser, seinen Karton von der Kunstausstellung zurückzie-hen zu dürfen, da er ihn „zum baldigen Beginn der Fresco­ Arbeiten“ brauche. Wien-Bibliothek J.N. 7297. Die Arbeit war laut einem Konzept für einen Brief an einen Freund vom August 1947 abgeschlossen. Zu dem Brief: vgl. Feuchtmüller (1970) p. 224.975 Bericht über die zweite allgemeine österreichische Gewerbs= Producten= Ausstellung im Jahre 1839, Wien 1840, p. 405.976 Bericht über die dritte allgemeine österreichische Gewerbe­ Ausstellung in Wien 1845, 3. Lieferung, Wien 1845, p. 940.977 Ebd. p. 940.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Das zusammengedrängte Gedenken
Autor
Sigrid Eyb-Green
Verlag
Bibliothek der Provinz
Ort
Weitra
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Abmessungen
24.0 x 27.0 cm
Seiten
312
Schlagwörter
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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