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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
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277 von anderen Transparentpapieren, die Kupelwieser zur Übertragung von Kompositionen offenbar selbst durch Imprägnieren von dünnen Papieren mit trocknenden Ölen oder Harz-Öl-Mischungen herstellte. Diese Papiere sind im Gegensatz zu den industriell hergestellten Papie-ren stark vergilbt und extrem brüchig. Eine Handstudie zu dem Gemälde Das öffentliche Gericht zu Tulln zeichnete Kupelwieser auf ein vermut-lich selbst hergestelltes Transparentpapier.1005 Das ca. 10 x 12 cm große, stark vergilbte Transparentpapier mit wolkiger, unregelmäßiger Faserverteilung ist auf ein größeres Blatt Papier, auf dem sich noch zwei weitere Skizzen befinden, aufgeklebt. (Abb. 419) Manuelle Herstellung von Transparentpapieren In der zeitgenössischen technologischen Literatur finden sich zahlreiche Anleitungen zur Herstellung von Trans-parentpapieren oder sogenannten „Kopierpapieren“. Dabei wird stets das Tränken oder Imprägnieren von dün-nen (Seiden)Papieren mit unterschiedlichen Harzen, trocknenden Ölen oder einer Mischung aus beiden beschrieben. Stellvertretend für die Vielzahl von Rezepten soll im Folgenden eine kleine Auswahl zitiert werden.Friedrich Dietrich beschreibt in seiner „Anweisung zur Oel­ Malerei, zur Fresko­ und zur Miniatur­ Malerei“ von 1857 mehrere Möglichkeiten, durchsichtiges Papier zu machen: „1. Durchsichtiges oder Pauspapier. Für Kupferstiche ec nimmt man Seidenpapier, was aber dicht und nicht löchrig sein muß, und tränkt dasselbe mit Balsam Copaiva, hängt hierauf das so getränkte Papier auf eine Leine zum Trocknen auf, wobei man es mit Stecknadeln am Rande ansteckt. Das so angefertigte Papier ist zu seinem Zwecke das Vortreff­ lichste, was mir bis jetzt vorgekommen ist; es liegen in meiner Mappe noch Proben davon, die vor zehn Jahren gemacht sind und noch heute so weiß und durchsichtig sind wie am Tage, wo ich sie anfertigte.2. […] bereitet man sich sogenanntes Glaspapier, indem man das Seidenpapier mit einer Mischung von 6 Loth reinem weißen Damarlack, 1/2 Loth Copaivabalsam und 1/4 Loth venetianischem Terpentin bestreicht. […] Bei beiden Berei­ tungsarten bestreicht man das Papier so dick, daß es voll­ kommen durchscheinend wird, das Ueberflüssige wischt man mit einem seidenen Lappen weg (Leinwand lässt zu viele Fäserchen los).“1006„3. Verfahren, durchsichtiges Papier zu machen. Sollen Zeichnungen schnell copiert werden, so leisten die durch­ sichtigen Papiere wesentlichen Nutzen. Man nimmt zur Ver­ fertigung derselben weißes Steinöl, (petroleum album) bestreicht damit einen feinen Bogen Papier mittelst Baum­ wolle und wischt mit einem Tuche die übrige Fettigkeit hin­ weg, lässt es in der Wärme einziehen und reinigt es dann mit warmer Weizenkleie.“1007 „4. […] oder: Man läßt geläutertes Wachs schmelzen und gießt etwas Terpentinöl darunter. Mit dieser Mischung wird feines Papier bestrichen, zwischen Maculatur gelegt und mit einem warmen Bügeleisen darüber gefahren, so daß sich das überflüssige Wachs und Terpentin in das Maculatur zieht.“1008Stephan Edler von Keeß schreibt in seinem 1820 erschie-nenen Werk über das Fabrik- und Gewerbewesen im öster-reichischen Kaiserstaat: „Zum Zeichenpapiere gehören: das durchsichtige Öhl­ oder Kopierpapier, welches aus feinem, nicht zu stark geleimten Postpapiere dergestalt gemacht wird, daß man dasselbe auf einer glatten Tischplatte mit Baum­ Nuß­ Mohn oder Man­ delöhl, oder auch Terpentinspiritus in Vermischung mit Bley­ zucker, bestreicht und gehörig trocknet.“1009 Ein ähnliches Verfahren führt auch Johann Joseph Prechtl in seiner technologischen Enzyklopädie von 1840 an: Abb. 419: Studie zu dem Gemälde „Die gekrönte Austria“; Bleistift, geripptes Papier, 254 x 304 mm (in rechter unterer Ecke zwei Handstudien auf gelblichem Transparentpapier aufgeklebt; Transparentpapier: 112 x 143 mm); Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/875. 1005 Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/875.1006 Dietrich (1857) p. 37f.1007 Ebd. p. 59.1008 Ebd. p. 59.1009 Keeß (1819 – 1824) 1. Bd., 2. Teil, p. 582.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Das zusammengedrängte Gedenken
Author
Sigrid Eyb-Green
Publisher
Bibliothek der Provinz
Location
Weitra
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Size
24.0 x 27.0 cm
Pages
312
Keywords
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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