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von anderen Transparentpapieren, die Kupelwieser zur
Übertragung von Kompositionen offenbar selbst durch
Imprägnieren von dünnen Papieren mit trocknenden
Ölen oder Harz-Öl-Mischungen herstellte. Diese Papiere
sind im Gegensatz zu den industriell hergestellten
Papie-ren
stark vergilbt und extrem brüchig.
Eine Handstudie zu dem Gemälde Das öffentliche
Gericht zu Tulln zeichnete Kupelwieser auf ein
vermut-lich
selbst hergestelltes Transparentpapier.1005 Das ca.
10 x 12 cm große, stark vergilbte Transparentpapier mit
wolkiger, unregelmäßiger Faserverteilung ist auf ein
größeres Blatt Papier, auf dem sich noch zwei weitere
Skizzen befinden, aufgeklebt. (Abb. 419)
Manuelle Herstellung von Transparentpapieren
In der zeitgenössischen technologischen Literatur finden
sich zahlreiche Anleitungen zur Herstellung von
Trans-parentpapieren
oder sogenannten „Kopierpapieren“.
Dabei wird stets das Tränken oder Imprägnieren von
dün-nen
(Seiden)Papieren mit unterschiedlichen Harzen,
trocknenden Ölen oder einer Mischung aus beiden
beschrieben. Stellvertretend für die Vielzahl von Rezepten
soll im Folgenden eine kleine Auswahl zitiert
werden.Friedrich
Dietrich beschreibt in seiner „Anweisung zur
Oel Malerei, zur Fresko und zur Miniatur Malerei“ von
1857 mehrere Möglichkeiten, durchsichtiges Papier zu
machen:
„1. Durchsichtiges oder Pauspapier. Für Kupferstiche ec
nimmt man Seidenpapier, was aber dicht und nicht löchrig
sein muß, und tränkt dasselbe mit Balsam Copaiva, hängt
hierauf das so getränkte Papier auf eine Leine zum Trocknen
auf, wobei man es mit Stecknadeln am Rande ansteckt. Das
so angefertigte Papier ist zu seinem Zwecke das Vortreff
lichste, was mir bis jetzt vorgekommen ist; es liegen in meiner
Mappe noch Proben davon, die vor zehn Jahren gemacht sind
und noch heute so weiß und durchsichtig sind wie am Tage,
wo ich sie
anfertigte.2.
[…] bereitet man sich sogenanntes Glaspapier, indem
man das Seidenpapier mit einer Mischung von 6 Loth reinem
weißen Damarlack, 1/2 Loth Copaivabalsam und 1/4 Loth
venetianischem Terpentin bestreicht. […] Bei beiden Berei
tungsarten bestreicht man das Papier so dick, daß es voll
kommen durchscheinend wird, das Ueberflüssige wischt man
mit einem seidenen Lappen weg (Leinwand lässt zu viele
Fäserchen
los).“1006„3.
Verfahren, durchsichtiges Papier zu machen. Sollen
Zeichnungen schnell copiert werden, so leisten die durch
sichtigen Papiere wesentlichen Nutzen. Man nimmt zur Ver
fertigung derselben weißes Steinöl, (petroleum album) bestreicht damit einen feinen Bogen Papier mittelst Baum
wolle und wischt mit einem Tuche die übrige Fettigkeit hin
weg, lässt es in der Wärme einziehen und reinigt es dann mit
warmer Weizenkleie.“1007
„4. […] oder: Man läßt geläutertes Wachs schmelzen und
gießt etwas Terpentinöl darunter. Mit dieser Mischung wird
feines Papier bestrichen, zwischen Maculatur gelegt und mit
einem warmen Bügeleisen darüber gefahren, so daß sich das
überflüssige Wachs und Terpentin in das Maculatur
zieht.“1008Stephan
Edler von Keeß schreibt in seinem 1820
erschie-nenen
Werk über das Fabrik- und Gewerbewesen im
öster-reichischen
Kaiserstaat:
„Zum Zeichenpapiere gehören: das durchsichtige Öhl oder
Kopierpapier, welches aus feinem, nicht zu stark geleimten
Postpapiere dergestalt gemacht wird, daß man dasselbe auf
einer glatten Tischplatte mit Baum Nuß Mohn oder Man
delöhl, oder auch Terpentinspiritus in Vermischung mit Bley
zucker, bestreicht und gehörig trocknet.“1009
Ein ähnliches Verfahren führt auch Johann Joseph Prechtl
in seiner technologischen Enzyklopädie von 1840 an:
Abb. 419: Studie zu dem Gemälde „Die gekrönte Austria“;
Bleistift, geripptes Papier, 254 x 304 mm (in rechter unterer
Ecke zwei Handstudien auf gelblichem Transparentpapier
aufgeklebt; Transparentpapier: 112 x 143 mm);
Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/875.
1005 Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr.
7000/875.1006
Dietrich (1857) p.
37f.1007
Ebd. p.
59.1008
Ebd. p.
59.1009
Keeß (1819 – 1824) 1. Bd., 2. Teil, p. 582.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306