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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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81Petrarkismus und protestantischer Adel Eine erhebliche Verbreitung verdankt der Petrarkismus der italienischen Vokal- musik des 16. Jahrhunderts. Hier wird der Canzoniere Petrarcas wie bei keinem der zahllosen literarischen Nachahmer zu einer Fundgrube der Inspiration.149 Der deutsche literarische Petrarkismus ist damit der neuen italienischen Vokalmusik ungeheuer verpflichtet, denn durch die mächtige Präsenz von Petrarcas Dichtung in den Vertonungen wird eine direkte Rezeption seiner Werke gefördert und damit im deutschen Sprachraum eine in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eigentlich nicht mehr zeitgemäße Auseinandersetzung nachgeholt: Die Musik war nämlich eine Mittlerin Petrarkischer Originaldichtung in einem weit größeren Maße, als es die oft verfälschte petrarkistische Tradition jemals sein konnte. Der Canzoniere ist zu einer wahren Fundgrube für musikalische Aus- gestaltung im Madrigal geworden.150 II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel Die von der Forschung bisher sicher nur unzulänglich erfasste Verbreitung des Petrarkismus in Österreich spiegelt sich exemplarisch im so genannten Raaber Lie- derbuch wider, einer in den letzten Jahren des 16. Jahrhunderts angelegten Privat- anthologie von 107 deutschen Gedichten, welche eine profunde Kenntnis der ita- lienischen Lyriktradition im Original ab dem 13. Jahrhundert voraussetzt.151 Aus einer jüngeren Untersuchung dieser Handschrift geht hervor, dass in den österrei- chischen Ländern auch ein aus konfessionellen Gründen ansonsten der italienischen Literatur feindlich gegenüber stehendes Publikum aus dem protestantischen Adel in einem Ausmaß der Faszination der verschiedenen Formen des Petrarkismus erliegt, die noch gründlichere Forschungen verdienen würde: „Den Hintergrund für diese italienische Orientierung bildet die ‚österreichische italianità‘, an der auch der pro- testantische Adel Österreichs aktiv beteiligt war.“ 152 Der aus dem Saarland stammende Theobald Hock (auch: Höck; 1572–1624) be- wegt sich in diesem Milieu: als Sekretär von Peter Wok von Rosenberg von vermutlich 149 Kanduth: Der Petrarkismus, S. 64. 150 Kanduth: Der Petrarkismus, S. 83. 151 Vgl. László Jónácsik: Poetik und Liebe. Studien zum liebeslyrischen Paradigmenwechsel, zur Petrarca- und zur Petrarkismus-Rezeption im »Raaber Liederbuch«. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte prote- stantischer »Renaissancelyrik« in Österreich. Frankfurt a.M. u.a. 1998. 152 Jónácsik: Poetik und Liebe, S. 360.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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