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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Seite - 56 -
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Der italienische Humanismus in Österreich56 den verheirateten Männern ermöglicht. In Szene III wird die eheliche Treue als un- mögliche Forderung bezeichnet, in IV schwärmt Charinus von seinem ausschweifen- den Leben als Junggeselle, in V eine alte Kupplerin von den Freuden des Alkohols, und in X erlebt man die spezielle Genugtuung von Chrysis und Cassina, regelmäßig ihre Liebhaber zu wechseln. Viele Szenen tragen eigentlich nichts zur Handlung bei und könnten im Sinne einer aufbauenden Dramatik auch gestrichen werden: in VI bezeichnet sich Dyophanes resigniert als völlig der Kurtisane Cassina verfallen, Szene VIII bietet eine eindrucksvolle Liebesklage des jungen Charinus, in VII und XVI de- monstriert ein Koch seine Fresslust. Dass zahlreiche Scherze einen ausgesprochen frauenfeindlichen Hintergrund haben, passt in die theologische Grundhaltung der Zeit, und dass häufig Kommentare über das Verhalten der Herren durch deren Die- ner karikaturhaft ausgespielt werden, gehört zur Natur einer sozialen Komödie. Piccolominis Chrysis endet mit einer deutlichen moralischen Belehrung: strebe nach Tugend und meide Kurtisanen, Kupplerinnen, Schmarotzer und wilde Gelage. Im Widerspruch dazu steht aber, dass die Hauptfiguren für ihre Laster am Ende nicht wirklich büßen. Das mag neben doch kräftigen sprachlichen Formulierungen der Hauptgrund dafür gewesen sein, dass der spätere Papst Pius II. dieses Werk aus der Überlieferung tilgen wollte. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten Trotz der inhaltlichen Ausrichtung nach dem Modell von Paris machen sich an der Universität Wien ab dem beginnenden 15. Jahrhundert zunehmend Einflüsse aus Bologna und Ferrara selbst auf die am stärksten den mittelalterlichen Program- men verpflichtete theologische Fakultät bemerkbar. Diese Kontakte beruhen ohne Zweifel auf dem regen Austausch von Studierenden und Lehrenden zwischen den nordostitalienischen (vorwiegend Padua, Bologna und Ferrara) und den zentraleu- ropäischen Universitäten, welche in allen Disziplinen vor allem dem in Italien refor- mierten Lateinunterricht ein wachsendes Interesse entgegen bringen.87 Darüber hinaus fördern die großen Konzile des 15. Jahrhunderts schon beste- hende Kontakte zwischen den Intellektuellen in der katholischen Kirche, an den 87 Vgl. Tibor Klaniczay: The Concepts of Hungaria and Pannonia in the Age of the Renaissance. In: Hun- garian Studies X.2 (1995), S. 173–189; besonders S. 176–184. – Ágnes Ritoók-Szalay: Der Humanismus in Ungarn zur Zeit von Matthias Corvinus. In: Winfried Eberhard / Alfred A. Strnad (Hg.): Humanismus und Renaissance in Ostmitteleuropa vor der Reformation. Köln / Weimar / Wien 1996, S. 157–172; besonders S. 169.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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