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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock Ein wesentliches Charakteristikum der höfischen Kultur des 17. Jahrhunderts ist das Streben nach einer politischen Außenwirkung, die vorwiegend durch eine re- präsentative Inszenierung mit Hilfe unterschiedlicher künstlerischer Darbietun- gen vor sich geht.421 In Form von halböffentlichen und öffentlichen Auftritten zu ausgewählten Anlässen stellt sich der hierarchisch organisierte Hof als mächtiger und strahlender Kern eines politischen Gebildes dar, dessen Interessen gegenüber rivalisierenden Staaten durch eine solche Repräsentation besser vertreten werden sollen, indem den Konkurrenten selbst sowie beobachtenden Dritten ein möglichst beeindruckendes Bild von den ökonomischen und ideologischen Bedingungen des betreffenden Landes vermittelt wird. Diese Unterstützung der Außenpolitik durch künstlerische Repräsentation geschieht in Nachahmung der italienischen Renaissance-Fürsten wie den Medici (hier besonders Lorenzo il Magnifico) nicht nur im Sinne einer humanistischen Auffassung von dem die Künste protegierenden vorbildlichen Herrscher, sondern auch aus der wirtschaftlichen Überlegung, dass selbst die aufwändigsten außenpolitischen Auseinandersetzungen auf dieser Ebene immer noch billiger kommen als die Austragung militärischer Konflikte. Auf der Basis eines solches strategischen Kalküls erscheint die höfische Selbstdarstellung des Barock mit Hilfe von ungeheuer prächtigen Festen und deren Dokumentation in angeschlossenen Publikationen keineswegs als purer Luxus oder sinnlose Geld- verschwendung, sondern stellt eine Form der politischen Intervention im Kräfte- spiel rivalisierender Staaten dar: Höfe der frühen Neuzeit hatten ein unstillbares Repräsentationsbedürfnis, und manche Rivalität zwischen den Großmächten Europas wurde nicht bloß auf den Schlachtfeldern, sondern auch auf der symbolischen Ebene der Kunst und der herrscherlichen Grandeur entschieden. Mäzenatentum und Samm- lertätigkeit, Bildung und Feste, Architektur und Musik prägten die höfische Gesellschaft, denn sowohl die Dynastie als auch die höfische Gesellschaft 421 Vgl. Maria Goloubeva: The Glorification of Emperor Leopold I in Image, Spectacle and Text. Mainz 2000. – Herbert Seifert: Kaiser Leopold I. im Spiegel seiner Hofoper. In: Pierre Béhar / Herbert Schnei- der (Hg.): Der Fürst und sein Volk. St. Ingbert 2004, S. 93–108.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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