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449Pietro
Metastasio – der Hofdichter als Monument
des Kaiserhofes nun eine immer deutlicher auf kommerzielle Zwecke ausgerichtete
Form der Unterhaltung. Dadurch kommt eine bürgerliche Öffentlichkeit mit den
spezifischen Texten des Musiktheaters in Kontakt, die zunehmend in synoptischen
Drucken mit dem italienischen Original und der deutschen Übersetzung angeboten
werden.
VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument
Der am 3. Januar 1698 in eine kleinbürgerliche Familie in Rom geborene Pietro
Trapassi wird von seinem Taufpaten Kardinal Pietro Ottoboni der Erziehung von
Gian Vincenzo Gravina anvertraut, der in ihm einen überaus begabten Improvisator
von Versen entdeckt.757 Der führende Intellektuelle adoptiert den Knaben, nimmt
ihn nach Neapel und später nach Scalea in Kalabrien mit, wo er bei dem Arzt, Na-
turwissenschaftler und Philosophen Gregorio Caloprese (1650 –1715) studiert. Nach
einer weiteren juridischen und literarischen Ausbildung empfängt er 1714 die nied-
rigen Weihen und schreibt im gleichen Jahr auf einen Stoff aus Giangiorgio Tris-
sinos Epos La Italia liberata da’ Gothi (1547–48) seine erste Tragödie mit dem Titel
Giustino, die 1717 erstmals in dem unter seinem durch Rückführung auf die griechi-
sche Wurzel umgeformten Namen in dem Sammelband Poesie di Pietro Metastasio758
veröffentlicht wird. Das ihm von Gravina 1718 hinterlassene Erbe sichert ihm eine
gewisse finanzielle Unabhängigkeit, seine Aufnahme in die von seinem Adoptivvater
757 Die Forschungsliteratur zu Metastasio ist sehr umfangreich, daher sei hier nur auf die wichtigsten Pub-
likationen seit dem 200. Todestag verwiesen, welche ausführliche Bibliographien bieten: Elena Sala Di
Felice: Metastasio. Ideologia, drammaturgia, spettacolo. Mailand 1983. – Elena Sala Di Felice / Laura
Sannia Nowe (Hg.): Metastasio e il melodramma. Padua 1985. – Rosy Candiani: Pietro Metastasio: da
poeta di teatro a ,virtuoso di poesia‘. Rom 1998. – Alberto Beniscelli: Felicità sognate. Il teatro di Meta-
stasio. Genua 2000. – Andrea Chegai: L’esilio di Metastasio. Forma e riforma dello spettacolo d’opera
fra Sette- e Ottocento. Florenz 2000. – Andrea Sommer-Mathis / Elisabeth Th. Hilscher (Hg.): Pietro
Metastasio – uomo universale (1698–1782). Wien 2000. – Mario Valente (Hg.): Legge, poesia e mito.
Giannone, Metastasio e Vico fra ,tradizione‘ e ,trasgressione‘ nella Napoli degli anni venti del Settecento.
Rom 2001. – Elena Sala Di Felice / Rossana Caira Lumetti (Hg.): Il melodramma di Pietro Metastasio.
La poesia, la musica, la messa in scena e l’opera italiana nel Settecento. Rom 2001. – Mario Valente (Hg.):
L’inafferrabile felicità e il senso del tragico. L’Olimpiade, Metastasio e Cimarosa. Rom 2003. – Mario
Valente / Erika Kanduth (Hg.): La tradizione classica nelle arti del XVIII secolo e la fortuna di Metastasio
a Vienna. Rom 2003. – Raffaele Mellace: L’autunno del Metastasio. Gli ultimi drammi per musica di
Johann Adolf Hasse. Florenz 2007. – Raffaele Mellace: Teoria e prassi del melodramma. In: Francesco
Cotticelli / Paologiovanni Maione (Hg.): Storia della musica e dello spettacolo a Napoli. Il Settecento. I.
Neapel 2009, S. 413–454; bzw. Theorie und Praxis des melodramma. In: Musik und Theater in Neapel
im 18. Jahrhundert. Kassel 2010, S. 443–489.
758 Darin auch enthalten: Il convito degli Dei – Il ratto d’Europa – La morte di Catone – L’origine delle
leggi – Sopra il Santissimo Natale.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549