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Präsenz in den Bibliotheken
VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken
Bezüglich des Bekanntheitsgrades von italienischer Literatur bei einzelnen Personen
bzw. deren Präsenz in den österreichischen Bibliotheken ist der Forschungsstand
derart unzureichend, dass keine konkreten Aussagen gemacht werden können. Man
darf wohl annehmen, dass die in Österreich gedruckten Werke auch in den größeren
Sammlungen vorhanden waren und dass deren Besitzer ebenso Drucke aus Italien
angekauft haben. Schon allein auf Grund der Tradition der Erziehungstour nach Ita-
lien und der mehrfach erwähnten familiären Verbindungen scheint es berechtigt, die
regelmäßige Lektüre italienischer Werke und deren Besitz bei der österreichischen
Führungsschicht vorauszusetzen.
Eine zentrale Position nimmt in diesem Bereich natürlich die Hofbibliothek
ein, in welche alle vom Hof finanzierten Drucke eingeordnet werden, auch wenn
sie nicht mehr zur Gänze dort zu finden sind, weil der Gebrauchscharakter die-
ser Texte (religiöse Literatur, Libretti u.ä.) traditionell eine hohe Verlustrate in der
Konservierung nach sich zieht. Umso bedauerlicher ist es, dass trotz der gründli-
chen Darstellungen der Geschichte dieser Institution953 nur punktuelle Hinweise
auf die Provenienz der einzelnen Exemplare vorliegen. Vorhandene Einzelstudien,
wie z.B. jene von Josef Gmeiner954 über die musikalischen Werke in der Privat-
sammlung von Leopold I., beschäftigen sich auch nur am Rande mit der italieni-
schen Literatur.
Es ist wohl davon auszugehen, dass die damals noch im Minoritenkloster un-
tergebrachten über 9.000 Bände der kaiserlichen Sammlung unter dem 1575 zum
ersten Bibliothekar ernannten Hugo Blotius (1534–1608) einen respektablen An-
teil an italienischen Klassikern aufweisen. Im Laufe des 17. Jahrhunderts wird je-
denfalls die ab 1623 in die Hofburg verlegte Bibliothek systematisch durch den
Erwerb bzw. die Abtretung von Einzelexemplaren ebenso wie durch den Ankauf
von ganzen Bibliotheken bereichert. Die bemerkenswerteste Erweiterung ist ge-
wiss die Eingliederung der 1655 unter Ferdinand III. von dem Hofbibliothekar
Matthäus Mauchter nach Wien gebrachten Bibliothek von Philipp Eduard Fugger,
953 Vgl. u.a. Alphons Lhotsky: Die Geschichte der Sammlungen. Erste Hälfte: Von den Anfängen bis zum
Tode Kaiser Karls VI. 1740. Wien 1941–45. – Laurenz Strebl: Die barocke Bibliothek (1663–1739). In:
Josef Stummvoll (Hg.): Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek. 1. Teil: Die Hofbibliothek
(1368–1739). Wien 1968, S. 165–184. – Stefan Benz: Die Wiener Hofbibliothek. In: Josef Pauser / Mar-
tin Scheutz / Thomas Winkelbauer (Hg.): Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.–18. Jahrhun-
dert). Ein exemplarisches Handbuch. Wien / München 2004, S. 45–58.
954 Josef Gmeiner: Die ,Schlafkammerbibliothek‘ Kaiser Leopolds I. In: Biblos 43.3–4 (1994), S. 199–212,
Tafel 14–20.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549