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37Das
Erfolgsmodell schweizerische Alpen |
erscheinen ließ, so waren es diese gesellschaftlichen Restriktionen, welche bei
Frauen den Wunsch nach Ausbruch in Form des Bergsteigens hervorriefen :
For women, climbing mountains was a way of finding meaning and enjoying a freedom
of physical expression largely denied in other spheres of life. […] It rekindled and
satisfied the yearning for adventure that often flickered and died away as girls matured
into the confining roles of adulthood.62
Zugleich wurde seitens der Medizin zunehmend auf die positiven Effekte von
körperlicher Betätigung auch für Frauen hingewiesen und somit das Bild von
fragilen Frauenkörpern herausgefordert. Das Aufkommen der Frauenrechtsbe-
wegungen trug das Seine dazu bei, mit herkömmlichen Rollenverständnissen
zu brechen oder diese zumindest aufzulockern. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts
zeichneten einige weibliche Bergsteigerinnen ihre alpinen Abenteuer auf, teil-
weise mit klaren Veröffentlichungsintentionen. Von den alpinen Exkursionen
von vielen Frauen sind aber nur Hinweise seitens ihrer bergsteigenden Ehemän-
ner überliefert. Die tatsächliche Anzahl weiblicher mountaineers, welche jedoch
keine Aufzeichnungen hinterließen, ist wahrscheinlich um einiges höher.63 Ob-
schon insbesondere unter den englischen alpinen Touristen die Meinung vor-
herrschte, Frauen sollten wenn überhaupt nur niedrige Berge in Angriff nehmen
und sich stets auf die Führung verlässlicher und ihnen a priori physisch überle-
gener Männern verlassen oder besser noch am Fuße der Berge auf die Wieder-
kehr ihrer Ehemänner warten, finden sich auch immer wieder Aufzeichnungen,
welche ganz selbstverständlich Seilschaften bestehend aus Männern und Frauen
belegen.64 Insbesondere gegen Ende des 19.
Jahrhunderts und bis zu Beginn des
Ersten Weltkriegs stieg die Zahl der Touristinnen im Allgemeinen, und dieje-
nige von solchen, welche Reiseberichte verfassten im Speziellen, stetig an.65
Mit der Etablierung von Alpenvereinen begann also die Geschichte des eigent-
lichen Alpinismus. Leslie Stephens The Playground of Europe66 verbreitete eine neue
Sichtweise auf die Alpen – diejenige der Berge als Spielplatz für die europäischen
Alpinisten.67 Eine umso größere Bedeutung hat dies, wenn man diesem Spielplatz
wie Laurent Tissot den Gegensatz von dem restlichen Europa als battlefield gegen-
62 Ebd., S. 7.
63 Ebd., S. 8.
64 Colley, Ann C., Victorians in the Mountains, S. 101–106.
65 Brown, Rebecca A., Women on High. Pioneers of Mountaineering, S. 8.
66 Stephens, Leslie, The Playground of Europe, London, 1781.
67 Boyer, Marc, Histoire générale du tourisme du XVIe au XXIe siècle, S.
209.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289