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Erfolgsmodell schweizerische Alpen |
Ab den 1870ern wurde die Schweiz auch zum Zielort von Tuberkulosekran-
ken, so schrieben die Ärzte – vorwiegend solche aus der Schweiz – der reinen
Bergluft eine besondere Heilkraft zu.75 Auf rund 1400 Meter Höhe entstanden
nun für gut situierte Heilungssuchende therapeutische Hotelanlagen. Für weni-
ger kletterbegeistertes, jedoch umso reicheres Klientel wurden gegen Ende des
19. Jahrhunderts auch Hotels in Davos eröffnet, wo Golf, Tennis und Reiten
praktiziert werden konnten.
Die Entwicklung von touristischen Saisons oder Jahreszeiten, von den an-
fänglichen Sommermonaten bis schließlich hin zu den Winterferien blieb wäh-
rend des 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts erstaunlich unberührt von poli-
tischen Regelungen oder Interventionen. Marc Boyer schreibt die Erfindungen
innerhalb des Tourismus sogenannten gate-keepers zu : wohlhabenden Männern
und Angehörigen der oberen Etagen der sozialen Pyramide des 18. und 19.
Jahr-
hunderts. Diese kulturellen Schlüsselfiguren seien diejenigen, welche Orte fin-
den und als touristisches Ziel lancieren würden. Unter ihnen befinden sich viele
aristokratische Engländer. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese Vor-
machtstellung von wohlhabenden Touristinnen und Touristen aufgebrochen.76
Inwiefern den britischen oder italienischen Monarchen und Monarchinnen eine
solche Rolle als gate-keepers zukam oder inwieweit sie auf jene zurückgriffen, ist
Teil der Leitfrage und Untersuchung.
Im Zusammenhang mit dem aufkommenden Massentourismus wird oftmals
auch auf die Bedeutung von Reiseagenturen wie etwa die britische Thomas Cook
& Son77 verwiesen. In der Tat jedoch gelangten durch Thomas Cook & Son ab
1863 jährlich nur wenige tausend Touristinnen und Touristen in die schweize-
rischen Alpen, begünstigt durch den Ausbau der Eisenbahn.78 In der Alpenre-
gion waren es vor allem lokale Bemühungen der Bevölkerung und der Ausbau
der Infra- und Kommunikationsstrukturen, welche den Touristenfluss bereits zu
Zeiten der Grand Tour zu erhöhen vermochten.79 Paul P. Bernard merkt an, dass
die englischen Touristen zwar das Konzept von Urlaub nicht erfunden hätten,
jedoch einen großen Anteil an der Etablierung der Form desselben, insbeson-
75 Damit wurde das milde südliche Klima rund um das Mittelmeer als zu feucht und daher schädlich
zurückgewiesen.
76 Boyer, Marc, Histoire générale du tourisme du XVIe au XXIe siècle, S.
223 f., 280 f.
77 Gegründet 1871.
78 Moioli, Angelo, »Alle Origini del Turismo Organizzato nelle Alpi : Il Caso della Thomas Cook &
Son«, S. 306 f.
79 Ebd., S. 308–310.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289