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41Das
Erfolgsmodell schweizerische Alpen |
In der Tat ist eine, wenn auch graduelle, fortschreitende Vergrößerung der sozialen
Basis der Reisenden, welche nicht mehr ausschließlich auf die Vertreter der adeligen
Familien der europäischen Aristokratie, der internationalen Hochfinanz oder gar die
Vertreter der oberen Zehntausend von hohem Einkommen beschränkt war, feststell-
bar.89
Bewaffnet mit den neuen handlichen Kleinbildkameras konnten die alpinen Tou-
ristinnen und Touristen ihre Erlebnisse nun auch medial festhalten, und mittels
Ansichtskarten wurden die schönen alpinen Landschaften weiter popularisiert.90
Frauen, welche in den Alpen über Nacht mit Führern und nicht umgeben von
Ehemännern oder sonstigen männlichen Verwandten unterwegs waren, galten
jedoch auch gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch als skandalös. Ebenso sel-
ten fanden sich Frauen, welche zu zweit Bergexpeditionen unternahmen.91 Dazu
kommt, dass ungefähr ab dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in Großbri-
tannien die öffentliche Zurschaustellung von Affären als unschicklich galt und
diese in Folge nicht verschwanden, sondern vor allem seitens englischer Adeliger
bevorzugt ins Ausland verlegt wurden.92
1907 gründete die britische Bergsteigerin Elizabeth LeBlond schließlich als
Alternative zu dem nur für Männer zugelassenen Alpine Club den Ladies’ Alpine
Club.93
Hinsichtlich der Leitfrage nach der Veränderung von kulturellen Präferenzen
und Lebensstilen lässt sich in Bezug auf den alpinen Tourismus der Briten zu-
sammenfassend festhalten, dass die Grand Tour bereits im 18. Jahrhundert Rei-
sende der Oberschichten in die Alpen führte. Die Gletscher wurden schon früh
in das Sightseeing-Programm miteinbezogen und ab 1815 reiste eine breitere
Schicht wohlhabender Briten in die schweizerischen Alpen. Mitte des 19. Jahr-
hunderts erfolgte die Gründung des ersten Alpenclubs in London und das so-
89 »Si determinò, infatti, seppure con gradualità, un progressivo allargamento della base sociale dei
viaggiatori, non più limitata esclusivamente agli esponenti delle blasonate famiglie aristocratiche
d’Europa, dell’alta finanza internazionale, o comunque agli esponenti di ceti sociali ad alto profilo
reddituale.« Leonardi, Andrea, »La rilevanza economica del turismo nel contesto alpino tra XIX e
XX secolo«, S. 68.
90 Mathieu, Jon, Die Alpen. Raum – Kultur – Geschichte, S. 178.
91 Einige der wenigen waren beispielsweise die englischen Schwestern Anna und Ellen Piegon, wel-
che zwischen 1869 und 1876 63 Gipfel und 72 Pässe überquerten, sowie die ersten Frauen waren,
welche 1873 das Matterhorn bestiegen. Brown, Rebecca A., Women on High. Pioneers of Moun-
taineering, S. 37 f.
92 Bernard, Paul P., Rush to the Alps. The Evolution of Vacationing in Switzerland, S. 67.
93 Wirz, Tanja, Gipfelstürmerinnen, S.
204.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289