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64 | British Royalty – das britische Königshaus
und überaus gut in Stand gehalten gewesen.42 Sobald man jedoch weiter vor-
dringe, sei man »terrified at the view of frightful rocks hanging over the road,
and so worn out underneath that they appear as if they were going to fall and
crush [the traveller] into atoms«.43 Trotz aller menschlichen Bemühungen, den
Weg über die Alpen zu erschließen, bot die alpine Landschaft für den Autoren
immer noch ein gewisses Gefahrenpotential. Dabei erfasse einen auch, umgeben
von solch vielfältiger Natur, eine Ehrfurcht vor der Schöpfung Gottes, aber auch
vor den Einwohnern, die solche Mühen auf sich nehmen würden, um die Straße
offen zu halten. Trotz dieses Lobs wies das anonyme Hofmitglied bezüglich der
Erbauung und Instandhaltung der Straßen eine ambivalente Betrachtungsweise
auf : »These vast works are, doubtless, the noblest proofs of civilization ; but in
levelling the rocks, the alps have been lowered, and the illusions of this roman-
tic scenery have been partially destroyed.«44 Auf dieses Bedauern verlorener Al-
penromantik folgte sogleich die Erinnerung daran, dass zuvor schon allein die
Nennung der Namen dieser Berge für Angst und Schrecken gesorgt hätte und
auch jetzt die Zivilisation noch nicht in alle ihre Teile vorgedrungen sei. Zudem
seien die Berge Italiens von zahlreichen Banditen geradezu infiziert. Glückli-
cherweise seien Caroline und ihre Gefolgschaft jedoch ohne Zwischenfälle und
nach einem Aufenthalt in Turin sicher in Mailand angekommen.45 Auffällig
im Reisebericht ist, dass Genf in der Routenbeschreibung fehlt. Aufgrund der
mehrfachen Erwähnung von Genf als Zwischenstopp in der Sekundärliteratur
und insbesondere aufgrund der dahingehenden Eigenaussage der Prinzessin er-
scheint die erste Version deshalb als plausibler.
Unabhängig davon, welcher Reiseroute man nun folgen möchte, nach der
Überquerung der Alpen befand sich die britische Prinzessin in Mailand. Von
dort aus besuchte Caroline ein befreundetes Ehepaar im nördlich gelegenen
Como. Schließlich verließ sie ihre Freunde wieder Richtung Mailand, beseelt
mit der Absicht, im nächsten Jahr zurückzukehren.46
Die Erkundung Italiens führte Caroline im Herbst 1814 nach Rom. Schon
vorher wurde ihre Reise stets von Gerüchten über ihr vermeintlich exzentrisches
und einer Prinzessin unwürdiges Verhalten begleitet, die auch bis nach England
vorgedrungen waren. Diese Gerüchte vervielfältigten sich nun, wobei ihr gar un-
42 By one of her majesty’s suite, Voyages and Travels of her Majesty, Caroline Queen of Great Britain,
S. 87–91.
43 Ebd., S. 91.
44 Ebd., S. 92.
45 Ebd., S. 92, 99, 108.
46 Fraser, Flora, The Unruly Queen, S. 255 f.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289