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65Königliche
Reisen |
terstellt wurde, sie habe mit dem Papst geschlafen. Caroline selbst wies all diese
Anschuldigungen jedoch stets von sich. Von Rom aus begab sie sich nach Neapel,
wo sie von einer Ehrengarde des Königs Joachim Murat empfangen wurde. Die-
ser erhoffte sich, durch die Aufmerksamkeit der Prinzessin seine Chancen zu er-
höhen, weiterhin vom Wiener Kongress als König von Neapel anerkannt zu wer-
den. Die englische Regierung war aufgrund der unsicheren politischen Lage in
Neapel stark gegen den dortigen Aufenthalt von Caroline, wagte es jedoch nicht,
ihr Gelder zu entziehen oder sie gar nach England zurückzubeordern. Carolines
Verhalten und Auftreten wurde auch in Neapel kritisch kommentiert, insbeson-
dere was ihr Betragen gegenüber Männern anbelangte. Inzwischen hatten fast
alle englischen Ladys den Hofstaat der Prinzessin von Wales verlassen und so
musste Caroline neue Hofdamen anstellen, um ihre Ehre aufrechtzuerhalten.
Als Napoleon 1815 von Elba nach Nizza segelte und sich selbst erneut zum
Kaiser erklärte, spitzte sich die Lage in Neapel zusehends zu, da Napoleon von
Murat Unterstützung für sein Vorhaben erwartete. In der Folge sandte die eng-
lische Regierung eine Fregatte nach Neapel mit dem Auftrag, Caroline und
ihre Gesandtschaft aus der Gefahrenzone zu eskortieren. Gemäß ihren Briefen
zeigte sich Caroline erleichtert über diese Einmischung und hatte längst auch
schon Genua als ihren nächsten Aufenthaltsort auserkoren. Wie schon zuvor
mietete die Prinzessin eine Villa, von wo aus sie tägliche Ausritte auf einem Esel
unternommen haben soll. Mitte Mai 1815 fand sich Caroline erneut in Mailand
ein, wo sie ihren Hofstaat vervollständigte, der nun sowohl aus englischen wie
auch italienischen Damen und der bereits erwähnten schweizerischen Magd be-
stand.47
Die Villa d’Este und Ausflüge in die Alpen
Nach einem Monat in Mailand brach die Prinzessin 1815 nach Venedig auf und
reiste von dort weiter nach Bologna. Einen Teil ihres Sommers verbrachte sie
mit Touren in die Schweiz und die Lombardei.48 Im Oktober 1815 berichtete
Caroline in einem Brief : »I have been to see all the lakes in Switzerland. […] I
was absent about three weeks and since that time I have travelled all over Lom-
bardy – un voyage pittoresque !«49 So unternahm die Prinzessin im August 1815
eine Exkursion zur Teufelsbrücke. Gemäß Louise Dumont und mehrerer ande-
47 Ebd., S. 257–275.
48 Ebd., S. 275.
49 RA Add. 21/102/9, 20 October 1815, zitiert nach : Fraser, Flora, The Unruly Queen, S. 275.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289