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83Königliche
Reisen |
ebendieser begann sich zu formen. Zu diesem Zwecke erfolgten in den nächsten
Jahren weitere Besuche des königlichen Ehepaares in Schottland.117
Doch nicht nur der Norden, sondern auch der Süden Großbritanniens boten
Victoria Orte des privaten Verweilens : 1845 erwarb die Königin das Osborne
House auf der Isle of Wight. Drei Jahre zuvor hatte sie diesem Anwesen einen
Besuch abgestattet und war überaus eingenommen gewesen. Albert bestand nun
darauf, das Haus abzureißen und an seiner Stelle eine italienisch anmutende Villa
zu erbauen, was dann nach seinen Vorstellungen und Entwürfen ausgeführt wurde.
Victoria zeigte sich begeistert von dem Resultat und nahm sich vor, möglichst viel
Zeit in dem Neubau zu verbringen. Ihre Yacht, die Victoria and Albert, wurde 1844
und 1848 um zwei weitere kleinere Schiffe ergänzt, welche um weniger Tiefgang
verfügten und so auch auf Flüssen weiter vordringen konnten. Wenn sich die Kö-
nigin in Osborne aufhielt, wurde eines davon eingesetzt, um ihr allmorgendlich
von Portsmouth aus die Zeitung und offizielle Briefe zukommen zu lassen.118
1847 segelte das königliche Paar mit der Victoria and Albert in den Norden
und besichtigte mehrere Grundstücke. Im Jahr darauf stießen Victoria und Al-
bert auf die Burg Balmoral im Nordosten Schottlands. Als der Eigentümer bald
darauf verstarb, erwarben sie 1852 die Liegenschaft. Auch hier wurde das alte
Gebäude abgerissen, um für eine größere royale Residenz Platz zu schaffen. Al-
bert übernahm dabei die Verantwortung für die Innenausstattung und die Krea-
tion eines neuen, eigens für die Königin angefertigten Tartans. Das neue Schloss
Balmoral bildete fortan die präferierte Sommerresidenz von Victoria und Albert.
Die Reise von London nach Edinburgh dauerte per Kutsche 60 Stunden. Als
die Eisenbahn ausgebaut wurde, konnte die Reise größtenteils per königlichem
Eisenbahnwagen absolviert werden. Während den Ferien in Balmoral verbrachte
das königliche Paar die Zeit vor allem mit Jagden und Angelausflügen sowie
dem gelegentlichen Highland Ball. Insbesondere Victoria erfreute sich darin, die
Dörfer und Landschaften im Nordosten Schottlands inkognito zu erkunden und
dabei in lokalen Gaststätten zu übernachten. Nach dem Tod von Albert zog
sie sich aus der Öffentlichkeit Londons unter anderem auch nach Balmoral119
zurück, um zu trauern.
117 Butler, Richard W., »The History and Development of Royal Tourism in Scotland : Balmoral, the
Ultimate Holiday Home ?«, S. 55.
118 Garrett, Richard, Royal Travel, S. 61.
119 Victoria veröffentlichte 1868 ihr Buch Leaves from the Journal of our Life in the Higlands, 1848–
61, in welchem sie ihr scheinbar einfaches Leben in den schottischen Highlands mit Albert dar-
stellen wollte und welches sich großer Beliebtheit erfreute. Golby, John
M.; Purdue, Bill (A.
W.),
The Monarchy and the British People, 1760 to the Present, S.
67.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289