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100 | British Royalty – das britische Königshaus
aus an eine ihrer Töchter von dem zwar sehr hohen, aber überhaupt nicht furcht-
einflößenden Pass, den sie selbst nicht beschritten, aber dessen Straße sie offen-
bar von Hospental aus erblickt und für herrlich befunden hatte.198 Von der sie
umgebenden Szenerie berichtet Victoria, das Hotel befände sich in einer wilden,
baumlosen Gegend, welche sie sehr an ihre geliebten Highlands erinnere.199 Die
in ihren Augen schlichte Einrichtung der Gaststätte beeinträchtigte also nicht
die Außenansicht des Passes. Der Anblick weckte in ihr jedoch auch schmerzli-
che Erinnerungen an ihren Ehemann : »How I miss sweet darling Papa […] ! All
wld be so different were He here !«200
Nach der Übernachtung in der Unterkunft legte die Königin nun erstmals
ein Stück des Weges Richtung Rhone-Gletscher zu Fuß zurück : »We were in
the greatest admiration of the splendid panorama before us, all the mountains so
softly lit up, white with snow & with the loveliest blue tints.«201
Die bei dem Spaziergang zurückgelegte Strecke betrug etwa eine Meile. Vic-
toria notierte dazu : »The air is most beautiful & light, & enabled me to accom-
plish, what was quite a long walk for me. We met many carriages all of a primitive
kind & tourists on foot with their napsacks & Alpenstöcke. Heard the curious
whistle of the marmottes.«202 Die Kutsche führte Victoria anschließend auf der
Straße Richtung Rhone-Gletscher, von welchem sie sich überwältigt zeigte :
»One can hardly believe it is real, it seems almost like something un earthly !«203
Schließlich wünschte Victoria den Gletscher selbst zu betreten, worauf ihr vor-
geschlagen wurde, sich doch in einer chaise à porteur tragen zu lassen, was Victo-
ria jedoch ablehnte »& with the help of an Alpenstock & Brown’s strong arm got
down all right«.204 Auf dem Rückweg ließ sie sich dann allerdings doch tragen
und fertigte anschließend noch einige Zeichnungen an. Nach der zweiten Über-
nachtung auf dem Furkapass begab sich die Königin ein weiteres Mal auf einen
kleinen Spaziergang und sammelte Kristalle und Blumen und skizzierte wiede-
rum das vor ihr liegende Bergpanorama. Mit der Kutsche fuhr die Gesellschaft
schließlich enttäuscht und wütend abzogen. Eine Gegendarstellung des Hotelbesitzers ließ ver-
lauten, der betreffende Wanderer sei ohnehin sehr unhöflich gewesen und habe gar damit gedroht,
die Türe einschlagen zu lassen, und zudem seien die Reisenden von Entsandten bereits früher auf
dem Weg informiert worden. Arengo-Jones, Peter, Queen Victoria in Switzerland, S. 90 f.
198 RA VIC/ADDA23/3, Letter from Queen Victoria, Furkahotel, 23. August 1868.
199 Ebd.
200 Ebd.
201 Ebd.
202 Ebd.
203 Ebd.
204 Ebd.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289