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122 | British Royalty – das britische Königshaus
Miniatur seines Vaters und wurde von dessen intellektuellem Programm über-
fordert. Er interessierte sich stattdessen für Sport, Theater und schließlich auch
Reisen, welche eine willkommene Unterbrechung des prinzlichen Lernregi-
mes darstellten.309 So wurde der fünfzehnjährige Albert Edward im Sommer
1857 auf Wunsch seiner Eltern auf eine Tour durch Deutschland, die Schweiz
und Frankreich gesandt, in Begleitung von General Charles Grey und General
Henry Ponsonby, welche später beide als Privatsekretäre Victorias fungierten, so-
wie den Tutoren Charles Tarver und Frederick Waymouth Gibbs und dem Arzt
Dr. Armstrong. In einem Memorandum von Gibbs wurde im Vornherein nicht
nur eine erste Reiseroute festgehalten, sondern auch, dass das primäre Ziel dieser
Tour aus dem »moral & physical development of the Prince«310 bestehen solle.
Die Illustrated London News verkündete bereits im Juni, dass der Prinz inkog-
nito als Baron Renfrew reisen werde.311 Am Tag der Abreise von Albert Edward
vermerkte Victoria in ihrem Tagebuch : »Took leave of dear Bertie, who is going
abroad for 3 months […] & then, at the end of August, to travel in Switzerland.
[…] God bless the dear Boy, & may it do him good. He was low at leaving us.«312
Albert Edward fiel der Abschied von seinen Eltern für diese erste lange Reise
offenbar schwer.
Am 31. August 1857 betraten der Prinz und seine Entourage die Schweiz
über Basel. Einen ersten Vorgeschmack auf die späteren alpinen Touren erhielt
der mit Rucksack ausgestattete Prinz bei der Besteigung des Weissensteins, von
wo aus er die Alpenkette erblickte und auf dessen Gipfel er übernachtete. Per
Zug und zuweilen Dampfer und Kutsche trafen Albert Edward und seine Ge-
fährten am nächsten Abend in Lausanne ein.313 Dort stieß Prinz Ernst von Lei-
ningen, ein Neffe Victorias, zu ihnen314 und gemeinsam trafen sie schließlich
wenige Tage später, am 4. September, in Martigny ein.315
Nun erfolgte eine Tour, bei welcher der Prinz damit beschäftigt war »[to be]
boldly breasting mountains more formidable than those of Aberdeenshire«316,
wie es Alexander Broadley, einer der ersten Biographen noch zu Lebzeiten von
309 Matthew, Henry Colin Gray, »Edward VII (1841–1910)«, o. S.
310 RA VIC/MAIN/Z/442/21, Memorandum Gibbs.
311 o. A., »The Prince of Wales«, 13 June 1857, S. 561.
312 RA VIC/MAIN/QVJ (W) 6 July 1857 (Princess Beatrice’s copies).
313 RA VIC/EVIID/1857 : September 1st to 2nd.
314 RA VIC/MAIN/Z/461/53, Letter from Albert Edward to Victoria and Albert, Lausanne,
3 September 1857.
315 RA VIC/EVIID/1857 : September 2nd to 4th.
316 Broadley, Alexander M., The Boyhood of a Great King 1841–1858, S.
347.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289