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143Die
italienische Monarchie |
ebenso institutionalisiert. Denis Mack Smith fasste die Kernelemente und Ziel-
setzungen der italienischen konstitutionellen Monarchie wie folgt zusammen :
»first of all to preserve national unity ; secondly as a check on irresponsible mo-
narchist action ; thirdly as a barrier against republicanism and the minority of
radical democrats in parliament«.6 Das Verhältnis von Vittorio Emanuele II. zu
seinen insgesamt neun Premierministern wurde in den folgenden Jahren dadurch
belastet, dass er nur ungern dazu bereit war, seine Macht zu teilen. Die Premier-
minister ihrerseits waren darum bemüht, das Ansehen der Monarchie trotz po-
litischer Intrigen und sexueller Eskapaden des Königs aufrechtzuerhalten, und
übernahmen die Verantwortung für jegliche Fehltritte, welche der Monarch auf
politischer oder anderweitiger Ebene unternahm.
1864 wurde die Hauptstadt von Turin nach Florenz verlegt. Nachdem Vene-
dig 1866 zu Italien stieß, gelang schließlich 1870 die Eroberung Roms und somit
standen die Grenzen des vereinigten italienischen Königreiches fest. Bereits ein
Jahr später wurde Rom zur neuen Hauptstadt. Vittorio Emanuele II. wurde im
Zuge der Unabhängigkeitskonflikte mit der Vatikanstadt vom Papst sogar ex-
kommuniziert. Bei seinem Tod 1878 war er jedoch ein beliebter König und die
Trauer in der Bevölkerung entsprechend groß.7
Umberto I. folgte seinem Vater auf dem Thron nach. Er hatte gemäß der sa-
voyischen Tradition keine Ausbildung in der Führung einer Regierung erhalten
und war bislang kaum in der Öffentlichkeit aufgetreten. Der einzige Posten, der
ihm erlaubt worden war, war derjenige des Armeeoffiziers. Die Monarchie unter
Umberto I. gestaltete sich zuweilen als wackelig. Dies trotz aller Bemühungen
seiner Ehefrau Margherita, welche allgemein als belesene Schönheit galt, einen
Hof aus Schriftstellern und Intellektuellen um sich scharte und sich sowohl den
Respekt von linken als auch rechten Politikern verdiente.
1882 geriet Assab, welches später zu Eritrea wurde, als erste Kolonie Italiens
unter dessen Kontrolle. Im selben Jahr schloss Italien den 33 Jahre lang anhal-
tenden sogenannten Dreibund mit Österreich und Deutschland, welcher unter
anderem die Monarchie als Staatsform schützen sollte.
1896 kam es im Zuge der Bemühungen um die Erweiterung des italienischen
kolonialen Einflusses auf dem afrikanischen Kontinent zu einer Schlacht zwi-
schen der äthiopischen Armee unter Kaiser Menelik II. und den italienischen
6 Mack Smith, Denis, Italy and its Monarchy, S.
5.
7 Mack Smith, Denis, Italy and its Monarchy, S. 3–7, 32, 53, 63, 67. Für weitere Ausführungen zum
Diskurs um die Gründung des italienischen Nationalstaates siehe Clemens, Gabriele B.; Späth,
Jens (Hg.), 150 Jahre Risorgimento – geeintes Italien ?, Trier : Kliomedia, 2014.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289