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144 | Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus
Truppen im nordäthiopischen Adua. Die Kämpfe resultierten in einer erschüt-
ternden Niederlage für das italienische Königreich. Gemäß Schätzungen wurden
mehr Personen getötet als in all den Jahren der kriegerischen Auseinandersetzun-
gen während des Risorgimento. Im Folgenden kam es zu Demonstrationen, wäh-
rend denen Forderungen nach der Etablierung einer Republik laut wurden. Der
Premierminister trat zurück und die neue Regierung vermochte schließlich zu
argumentieren, dass der Souverän keine Verantwortung für militärische Nieder-
lagen trage. Die militärischen Unternehmungen belasteten jedoch die Staatskasse
und zusammen mit den Niederlagen auf dem afrikanischen Kontinent führte dies
zu einer Verstärkung der 1895 wiederbelebten republikanischen Partei.
1897 wurde ein weiterer Attentatsversuch auf Umberto I. verübt. Der König
stieß nun seitens der Bevölkerung, im Gegensatz zu den früheren Anschlägen
auf sein Leben,8 auf wenig Mitleid und sprach deswegen kurzfristig von einer
möglichen Abdankung. Gewalttätiger Höhepunkt der Auseinandersetzungen
zwischen dem linken und rechten Flügel der Politik sowie der Bevölkerung und
spezifisch italienischer anarchistischer Strömungen war schließich die Ermor-
dung des Königs Ende Juli im Jahr 1900. Bei dem Attentäter handelte es sich
um einen Anarchisten.9
Umbertos Sohn und Nachfolger Vittorio Emanuele III. hatte wie seine Vor-
gänger lediglich eine militärische Ausbildung erhalten. Mit seiner Frau Elena
führte der Prinz bislang ein zurückgezogenes und von keinen allzu großen Aus-
gaben für extravagante Geschmäcker begleitetes Leben. So verzichtete er etwa
auf das Bewohnen des Quirinal-Palastes in Rom und ließ sich stattdessen eine
Villa außerhalb der Hauptstadt erbauen. Während der letzten Jahre der Regie-
rung seines Vaters hatte die Monarchie große Einbußen an Popularität erlitten
und stand nun als Institution auf der Prüfwaage. Ironischerweise war es jedoch
der gewalttätige Tod Umbertos I., welcher dem neuen König eine große Welle
an Sympathie und Beileidsbekundungen zukommen ließ und so die Fortführung
dieser Regierungsform ermöglichte. Zu Beginn seiner Regierungszeit ließ Vit-
torio Emanuele III. 10.000 Gefangene frei. Darunter befand sich eine Vielzahl
an wegen politischer Repressionen gefangengenommenen Untertanen, was den
Beginn einer liberaleren Monarchie symbolisieren sollte. Nichtsdestotrotz ge-
8 Bereits innerhalb der ersten paar Monate seiner Regierung entging Umberto
I. im November 1878
einem ersten Angriff auf sein Leben. Mack Smith, Denis, Italy and its Monarchy, S.
73.
9 Mack Smith, Denis, Italy and its Monarchy, S. 71–73, 79, 84, 121–123, 127, 129. In den Jahren
vor dem Attentat auf Umberto I. waren italienische Anarchisten auch für die Tode anderer hoch-
stehender Persönlichkeiten, wie etwa demjenigen der österreichischen Kaiserin Elisabeth 1898,
verantwortlich. Ebd., S. 139.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289